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 PÄDIATRIE NEWS  
Subjektive Auswahl und Kommentierung von/durch Dr. med. Daniel Tibussek

 




 




Neueste Nachricht vom 13.5.2020

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Aus aktuellen Anlass hier eine Zusammenstellung von Internet-Informationsquellen für Pädiater zum Thema Covid-19, Corona, speziell für den Bereich der Pädiatrie. Es ist schon erstaunlich wieviel Fragen Stand 13.5.2020 zum Thema Kinder und Covid-19 noch offen sind!

Don´t Forget The Bubbles

Journal Watch zu COVID-19 bei KIndern

Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin

https://www.dgkj.de/fachinformationen-corona-virus

Swiss Society of Pediatrics

https://paediatrica.swiss-paediatrics.org/infos/

American Academy of Pediatrics

https://www.aappublications.org/cc/covid-19

European Academy of Pediatrics

https://www.eapaediatrics.eu/

28.1.2018 In dem noch recht jungen Lancet Child and Adolescent Health Journal erscheint diese Woche im freien Volltext eine sehr spannende prospektive Kohort-Studie zum Status epilepticus im Kindesalter. Sowohl Artikel als auch Editorial sind frei und lesenswert!
Long-term prognosis after childhood convulsive status epilepticus: a prospective cohort study

Kommentar zu der Studie

 

11.11.2017 In seiner aktuellsten Ausgabe veröffentlicht das New England Journal of Medicine eine Studie zu Häufigkeit und Art von Zufallsbefunden, die bei MRT Untersuchungen des Gehirns von Kindern im Rahmen der sogenannten Generation R Studie aus Rotterdam gefunden wurden. DIe als "letter" veröffentlichte Studie ist einmalig und daher sehr aussagekräftig. Die Daten beruhen auf MRT Untersuchungen, die zwischen April 2013 und November 2015 bei 3966 (!!!) Kindern zwiscen 8.6 und 11.9 Jahren durchgeführt wurden. Die Generation R Studie ist eine Populations-basierte Studie, die im Prinzip die Normalpopulation untersucht. Alle Kinder erhielten ohne medizinische Indikation (!) im Rahmen einer gross angelegten Studie ein 3 Tesla MRT.

Bei 25.6% der untersuchten Kinder, die ohne medizinsiche Indikation ein MRT erhielten, fanden sich Affälligkeiten im Sinne von Zufallsbefunden!
Am häufigsten fanden sich Pinealis-Zysten, Arachnoidal-Zysten und sog. DVAs, developmental venous anomalies. In der überwältigenden Mehrheit dieser Fälle blieben die Zufallsbefunde ohne klinische Konsequenz.

Das sind beeindruckende Zahlen in einem sehr einmaligen Kollektiv von Kindern.

Sowohl im Rahmen von Forschungsvorhaben als auch bei MRT-Untersuchungen mit eher weichen klinischen Indikationen (z.B. Kopfschmerzen), müssen wir als Ärzte darauf vorbereitet sein, ein weites Spektrum von möglichen Zufallsbefunden zu finden. Wir müssen zudem Eltern und Patienten auf diese Möglichkeit hinweisen. Insbesondere bei klinisch eher fraglicher Indikationsstellung, besteht immer die Gefahr, dass im Prinzip harmlose Zufallsbefunde fälschlich als Erklärung für z.B. Kopfschmerzen herhalten müssen. HIer müssen Kinder vor unnötigen invasiven diagnostischen und therapeutischen Massnahmen geschützt werden.

Bei 7 Kindern (0.18%) wurde der V.a. einen primären Hirntumor geäussert. In 2 Fällen führte dies zur neurochirurgischen Intervention und histopathologischer Bestätigung des Tumors.

 

18.3.2017 Das Arzneitelegramm fasst in seiner neuesten Ausgabe die NEJM Studie zu Migräneprophylaxe bei Kindern zusammen. Free online!

11.3.2017 Ärztezeitung fasst Ergebnisse der BLIKK Studie zu Medienabhängigkeit zusammen.

11.3.2017 "Eine vegane Ernährung ist für Kleinkinder nicht geeignet" Aus "Gesund ins Leben"

12.12.2016 Endlich publiziert: Die ICISS Studie zu Therapie der BNS Epilepsie. Kombinationstherapie überlegen!

 

24.6.2016: Empfehlungen für die Säuglingsernährung. Sehr gute Zusammenfassung im neuesten Ärzteblatt.


Zur ZIKA-Virus Epidemie

Aus den New England Journal of Medicine

AKTUELL
ZIKA-Virus Verdacht bei Säuglingen: Empfehlung der CDC

 


Zur Flüchtlingskrise

Das New England JOurnal of Medicine zur Flüchtlingskrise

Aerzteblatt.de zum Thema

Zuwandernde Kinder: Kinder- und Jugendärzte sehen dringenden Handlungsbedarf bei der Gesundheitsversorgung
Neuer Forderungskatalog der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin

Kongress: 29./30.10.2015: Familien mit Migrationshintergrund in der Kinder- und Jugendhilfe – Herausforderung Kultursensibilität!

LINKS:
- Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V.

- Bundesverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge e.V.

- Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter (Handlungsempfehlung zum Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen)

- http://www.kidsnewtocanada.ca (von einem Einwanderungsland lernen)

- Wie ist die Rechtslage für Menschen mit Migrationshintergrund und Behinderung?

- Migration und Behinderung (Lebenshilfe)

für NRW:
- KV Nordrhein (Sucheingabe "Flüchtlinge")

- Bezirksregierung Arnsberg ( "Krankenhilfe für Asylsuchende")

- Versorgung von "Menschen ohne Papiere"


 

ADHS Therapie schützt vor Unfällen!


 

15.6.2015

Neue Empfehlungen zur Klassifikation von vaskulären Anomalien erscheinen in der neuesten Ausgabe von Pediatrics


26.2.2015: Soviel Lancet und New England Journal Artikel zu pädiatrischen Themen waren schon lange nicht mehr in 1 Woche. Diese Woche lohnen sich sicher mehrer Artikel.

Erdnuss-Konsum in Säuglingsalter und Risiko für die Entwicklung einer Erdnuss-Allergie
New England Journal of Medicine

In den letzten 10 Jahren hat sich die Häufigkeit von Erdnuß-Allergien in westlichen Ländern verdoppelt. Die Ursachen dafür sind weitgehend unklar. Jetzt wurde in einer randomisierten Studie getested, ob frühe Zufuhr vs Vermeidung von Erdnüssen bei Säuglingen das Risiko für spätere Allergie erhöht oder erniedrigt.
Die Ergebnisse der Studie sind geradezu erschütternd deutlich, wenn man daran denkt, wie restriktiv noch vor wenigen Jahren die Empfehlungen zu Zufütterung etc. waren.
Es wurden 2 Gruppen untersucht: die mit intial positivem Prick und die mit intial negativem Prick.
negativer Prick: the prevalence of peanut allergy at 60 months of age was 13.7% in the avoidance group and 1.9% in the consumption group (P<0.001).
positiver Prick: the prevalence of peanut allergy was 35.3% in the avoidance group and 10.6% in the consumption group (P=0.004).
Interessanterweise war eine niedrige Ratio von Erdnuss-spezifischen Antikörper IgG4:IgE assoziiert mit Eiweiss-Allergie.
Eine Zusammenfassung der Studie und Hintergrunde im Aerzteblatt online.
Man kann dies getrost als eine sensationelle Studie bezeichnen!


 

Randomisierte, kontrollierte Studie zur Wirksamkeit von oralem Propanolol bei infantilen Hämangiomen
New England Journal of Medicine

Vor einigen Jahren wurde als sensationeller Zufallsbefund in Frankreich entdeckt, dass unter dem Gebrauch von Betablockern Hämangiomen bei Säuglingen geradezu dahinschmolzen. Nach Publikation dieser Beobachtung im New England Journal of Medizin fand die Anwendung auch in Deutschland rasche Verbreitung. Eigentlich war der klinische Erfolg so eindrucksvoll, dass man schon fast sagen musste, dass es keiner weiteren Studien bedurfte. Allerdings sorgten Berichte z.B. über symptomatische Hypoglykämien für Unruhe.
Nun werden die Ergebnisse einer Multizenterstudie, randomisiert, doppel-blind, im Rahmen derer die Wirksamkeit von 3 mg/kg Propanolol über 6 Monate getestet wurde. Die Ergebnisse sind, man möchte fast sagen erwartungsgemäss, beeindruckend positiv: A total of 88% of patients who received the selected propranolol regimen showed improvement by week 5, versus 5% of patients who received placebo.
Erfreulicherweise konnten keine Unterschiede in der Placebo und Therapie-Gruppe bezüglich der untersuchten Nebenwirkungen dokumentiert werden (hypoglycemia, hypotension, bradycardia, and bronchospasm).


Mortalität bei Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mit ADHS. EIne nationale Kohortenstudie aus Dänemark.

In Aufklärungsgesprächen zum pro/kontra einer medikamentösen Therapie bei ADHS spielt die Thematik Risikoverhalten und erhöhtes Unfallrisiko nicht selten eine Rolle. Nun wurde erstmal in einer nationalen Kohorte aus Dänemark systematisch die Mortalität von ADHS-Betroffenen untersucht. Genutzt wurde das nationale dänische Register, 1.9 Millionen Menschen wurden von Geburt bis 2013 verfolgt, darunter 32061 ADHS-Betroffene. In dieser Zeit starben 5.580 Kohorten-Personen. Mortalität ADHS: 5.85 pro 10.000. Mortalität ohne ADHS 2,21 pro 10.000. Interessanterweise war die Mortalität bei Erwachsenen im Vergleich zu KIndern und Jugendlichen am höchsten, was die Autoren u.a. damit erklärten, dass möglichweise Peristenz ins Erwachsenenalter ein Hinweis auf schweres ADHS ist. Unfälle spielten die grösste Rolle bei der unterschiedlichen Mortalität von ADHS vs non-ADHS Personen.
Dieser zunächst erschreckende Befund darf nicht darüber hinweg täuschen, dass das absolute Risiko eines individuellen Patienten immer noch sehr niedrig ist. Zudem kommentiert Stephen Faraone, Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie in New York, können das Risiko durch adäquate Therapie "greatly reduced" werden.


 

 

Kernspintomographie/MRT nach neonatalen Krampfanfälle. Ein sinnvolles diagnostisches Instrument

Zwei aktuell publizierte Studien beschäftigen sich mit dem diagnostischen Wert von cerebralen Kernspintomographien (cMRT) bei Neonaten mit neonatalen Krampfanfällen.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25385195

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24494791

Beide Studien stammen aus Zentren mit einer langen neonatal neurology Tradition, einerseits Utrecht (Prof Linda deVries), andererseits Bristol (Prof Marianne Thoresen).
Als Hintergrund zum Verständnis der Bedeutung solcher Studien muss erwähnt werden, dass die Bedeutung der neonatalen MRT Untersuchung in Deutschland noch sehr kontrovers eingeschätzt wird und dass die Zahl der MRT-Untersuchungen neonatal im Durchschnitt sicher unter derer grosser Zentren wie den o.g. liegt. Oftmals wird argumentiert, dass die Durchführung einer solchen Untersuchung nur dem akademischen Interesse und weniger dem Wohlergehen des Neonaten gilt.

Am Beispiel der neonatalen Krampfanfälle sind die Studien aus Bristol und Utrecht möglicherweise geeignet ein Umdenken einzuleiten.

1) Bristol:

Methodik:
In einer prospektiven Kohortenstudie wurden reife Neugeborene von mindestens 37 Wochen Gestationsalter untersucht. 77 Neonaten, die zwischen 2004 und 2009 an einem Tertiärzentrum in Bristol geboren wurden und wegen neonataler Krampfanflälle auf der neonatalen Intensiv aufgenommen wurden, wurden eingeschlossen. Das Zentrum in Bristol folgt einem standardisiertem Protokoll, wie neonatale Krampfanfälle weiter abgeklärt und gemonitort werden:
aEEG monitoring, Schädelsonographie, Glucose, Elektrolyte, Calcium, Magnesium, BGA, Infektionsscreening (Blutkulturen, CRP, LP wenn indiziert). Ein Standard-EEG erfolgte wenn Anfälle persistierten oder bei "atypischer" Präsentation. Ein metabolisches Screening erfolgte wenn hinweisende Befunde auf ein Stoffwechseldefekt erhoben wurde. EIn MRT Schädel wurde bei allen Neonaten durchgeführt. Dies ist Teil der Leitlinie für neonatale Anfälle in Bristol. Akut, wenn ein Schlaganfall vermutet wurde, am Tag 10 bei V.a. hypoxisch, ischämische Encephalopathie. Ein initales CT erfolgte bei traumatischer Geburt um eine Blutung auszuschliessen, gefolgt von einem späteren cMRT.

Es wurden 10 ätiologische Kategorien unterschieden: hypoxic–ischaemic encephalopathy (HIE), stroke, intraparenchymal haemorrhage/trauma, combined HIE and intraparenchymal haemorrhage, hypoglycaemia, drug withdrawal, genetic syndromes, hyponatraemia, inborn errors of metabolism and cerebral dysgenesis.

Alle MRT wurden von einem von 2 pädiatrischen Neuroradiologen befundet. Die Methodik erwähnt keine Blindung, so dass davon ausgeangen werden muss, dass die Untersucher über die klinische Vorgeschichte bescheid wussten.
Alle Babys erhielten die Bayley Scales im Alter von 18-24 Monaten.
Als "Ongoing late seizures" wurden alle rezidivierenden afebrilen Anfälle nach der Neonatalperiode klassifiziert.

Ergebisse:
Die 77 Fälle auf 25131 Lebendgeborene in der Studienperiode entsprachen einer Incidenc von 3:1000 Lebendgeborene. 68 der 77 Fälle hatten klinische und subklinische Anfälle (im EEG). Bei 7 muskelrelaxierten Neonaten zeigten sich Anfälle im aEEG.
70 MRT kamen zur Auswertung (7 Neugeborene erhielten kein MRT, da sie an schwerer HIE verstarben).

Bei 73 der 77 FÄlle fand sich eine Ätiologie. HIE in 50, Stroke in 9 Fällen, waren die häufigsten Diagnosen. Bei 7 Neonaten wurde Diagnose nur durch das cMRT ermöglicht. 3 arterielle strokes, 1 venöser Hinrinfarkt, 4 HIE, n=1 Polymicrogyria.
Insgesamt waren 45 der 70 durchgeführten cMRT abnormal. ,

FORTSETZUNG FOLGT


Krampfanfälle im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen: Genetische Ursache bei späterer Epilepsie häufig

Eine in der ersten Oktoberausgabe der Zeitschrift Pediatrics veröffentlichte Studie aus Utrecht/Holland beschäftigt sich mit der Ursache von Krampfanfällen, die im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen im Alter bis 2 Jahre auftreten. Die untersuchte Kohort von 1269 bestand aus Kindern, die dem "safety surveillance system of the Dutch National Immunization" zwischen 1997 und 2006 gemeldet wurden. Dies waren Kinder die mit epileptischen Anfällen nach Impfungen auffällig wurden. Anfälle, die innerhalb von 24 h (Totimpfstoff) oder 5-12 Tagen (Lebendimpfstoff) nach Impfungen auftraten wurden als Impfungs-assoziiert angesehen. Aus dieser Kohort stammt auch eine frühere Studie aus Utrecht zum Dravet Syndrome und Impfungen (in dieser Studie konnten 2,5% aller Impf-assoziierten Anfälle in den ersten Lebensjahr einem Dravet Syndrom zugeordnet werden).
Im Rahmen der aktuellen Studie wurden Kinder untersucht, bei denen dieser Krampfanfall der erste im Leben war und die im weiteren Verlauf eine Epilepsie entwickelten.

Ein Beginn der Epilepsie im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung konnte bei 26 Kindern dokumentiert werden (um die Relationen zu verdeutlichen: in diesen 10 Jahren erhielten 1.9 Millionen Kinder <2 Jahren
> 7.5 Millionen Dosen Diphtherie/Tetanus/Pertussis/Polio/Haemophilus und 1.8 Millionen MMR Vakzine!).
Für 23 dieser Kinder lag eine Einverständniserklärung für weiteres Studien-Follow-up vor.

Gruppe 1: Bei 3 dieser Kinder lag bereits vor Impfung klinisch eine "Encephalopathie" vor (Entwicklungsstörung).
Gruppe 2: Epileptische Encephalopathie nach Impfung: n =12
Gruppe 3: Epilepsie mit günstigem Verlauf n= 8

Identifizierte Ursachen:
Gruppe 1: 1 Kind mit struktureller Hirnanomalie ohne genetische Klärung, 1 Kind mit Mikrodeletion Chr 1q.
Gruppe 2: bei 10 von 12 wurde eine Ursache identifiziert: n=8: Dravet Syndrom. n=1 PCDH19 Mutation; n=1 strukturelle Hirnanlagestörung.
Gruppe 3: 2 Fälle mit familiärer Epilepsie ohne genetische geklärte Ursache. 5 Fälle wurden als "Febrile seizures plus" definiert. Eine genetische Ursache konnte aber nur in einem Fall gefunden werden (SCN1A Mutation)

Insgesamt konnten also bei 2/3 der Kinder, die nach Impfung eine Epilepsie entwickelten, eine Ursache gefunden werden. Genetische Ursachen spielten dabei die grösste Rolle. Auch bei den Kindern, bei denen keine genetische Ursache gefunden wurde, ist ein genetischer Hintergrund aufgrund von Familienanamnese oder Epilepsiesyndrom möglich oder sogar wahrscheinlich. Die genetischen Ursachen von Epilepsien sind weiterhin nur teilweise geklärt.
Eine interessante Beobachtung war weiterhin, dass die Temperatur bei Anfall oft <38.5°C lag, so dass Fieber alleine nicht das Auftreten von Anfällen erklärt. Die Autoren propagieren eine erhöhte, möglicherweise genetische, Sensitivität auch schon gegenüber leichter Temperaturerhöhung.
1/4 der betroffenen Kinder hatten auch bei Folge-Impfungen Anfälle. Ein klinisch relevanter Befund. Hier stellt sich z.B. die Frage, ob Folgeimpfungen unter medikamentöser Prophylaxe und stationär erfolgen sollten.
Nachdem jahrelang der Fokus auf Dravet und anderen epileptischen Encephalopathien lag, ist beruhigend zu sehen, dass nicht alle Impf-assoziierten Epilepsien encephalopathisch verlaufen müssen. Die 8 Kinder der Gruppe 3 hatten einen klinisch günstigen Verlauf.


AKTUELL
AKTIONSREPORT DER FDA ZUM THEMA SELTENE PÄDIATRISCHE ERKRANKUNGEN


 

Komplikationsraten bei "male circumscision". Daten zur Versachlichung der Diskussion


Neue Evidence für erhöhtes Schlaganfallrisiko bis 6 Monate nach Windpockenerkrankung

Ein Londoner Studie hat erneut den Zusammenhang zwischen Windpockenerkrankungen und dem Auftreten von kindlichen SChlaganfällen bestätigt. Unter Beteiligung der renommierten London School of Hygiene and Tropical Medicine und Prof. Ganesan, einer der weltweit führenden Expertinnen für kindliche Schlaganfälle wurde in einem aufwändigen Verfahren aus 4 grossen Datenbanken Patienten mit Windpocken und Patienten mit Schlaganfall idenfifiziert. Es wurde dann bei Erwachsenen und KIndern untersucht, ob ein erhöhtes Schlaganfall oder TIA Risiko 0–6 bzw. 7–12 Monate nach Windpocken zu beobachten war. Die Ergegnisse aus den 4 Datenbanken wurden in Form einer Metaanalyse zusammengefügt und eine " age-adjusted incidence ratios (IRs) " errechnet.

Während für Erwachsene kein signifikantes Stroke Risiko gefunden werden konnten, zeigte sich bei Kindern für die ersten Monate ein 4-fach erhöhtes Risiko für Schlaganfälle. Nach 6 Monaten war allerdings kein signifikant erhöhtes Risiko mehr zu erkennen.

Dies bestätigt frühere Beobachtungsstudien und Ergebnisse von Patientenregistern, die einen Zusammenhang zwischen Varizellen und Schlaganfällen nahelegten.

Die klinsche Erfahrung in pädiatrischen Stroke-Zentren legt zudem nahe, dass durchaus auch nach 6 Monaten Zeichen einer Vaskulopathie mit konsekutiven Schlaganfällen auftreten können.

Die Autoren betonen die Relevanz ihrere Ergebnisse vor allem im Sinnen von Präventivmassnahmen.


 

Publikation des Teilhabeberichts der Bundesregierung


Masernepidemie im Kongo

Es lohnt sich immer wieder mal über die Grenzen zu schauen, wenn es um das Thema impfpräventable Infektionen geht. Dies gilt seit Jahren immer wieder besonders für Masern.

Heute erhielt ich die zweite Ausgabe 2013 der Zeitschrift "Akut" von Ärzte ohnen Grenzen. Darin ein kurzer, aber beeindruckender Bericht über eine in der Demokratischen Republik Kongo grassierende Masern-Epidemie mit Hunderten Todesopfern.

"Es in inakzeptabel, dass man im 21. Jahrhundert noch an Masern stirbt", dies sagt Amaury Gregoire von Ärzte ohne Grenzen.

Hier ein Videobericht von der Webseite von Ärzte ohne Grenzen.



Lesenswert: Risk with Codeine after Adenotonsillectomy


 

Neue NICE-Leitlinien zum Management des M. Crohn im Kindes- und Jugendalter


 

Report Mainz zu unterfinanzierten Kinderkliniken in Deutschland


Editorial aus dem New England Journal of Medicine zum Exome Sequencing


 

Sehr interessante Präsentation zum Thema "open access"


 

Ergänzte Leitlinie der American Academy of Neurology zur BNS-Epilepsie


Pulsoximeter-Screening von Neugeborenen. Eine Metaanalyse

Vielleicht eine der aufregendsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der Neugeborenen-Untersuchung sind die Ergebnisse von Studien zum Neugeborenen-Screening mittels Pulsoximeter.
Inzwischen erlaubt die Zahl der Studien sogar die Durchführung einer Metaanalyse. EIne solche ist heute im Lancet veröffentlicht worden. Die Schlussfolgerung (s.u.) lässt wenig Zweifel daran, dass wir es hier mit einer einschneidenden Veränderung der Neugeborenen-Betreuung zu tun haben. Und auch der Erkenntnis, dass wir uns manchmal eben doch nicht auf unsere klinischen Fähigkeiten verlassen können und dürfen.
Nachdem schon vor Jahren Ähnliches z.B. für das Neugeborenen-Hörscreening gefunden wurde, ist damit zu rechnen, dass sich auch für andere Bereiche die Erkenntnis, dass die klinische Beurteilung eines Neugeborenen (und Säuglings) im Vergleich zu gut gewählten apparativen Untersuchungsmethoden schlechter abschneidet, durchsetzt.

Aus dem Abstracht: " Interpretation: Pulse oximetry is highly specific for detection of critical congenital heart defects with moderate sensitivity, that meets criteria for universal screening. "

Der Schlußsatz der genannten Arbeit: "The findings of this meta-analysis provide compelling evidence for introduction of pulse oximetry as a screening method in clinical practice. The sensitivity of the test is higher than present strategies based on antenatal screening and clinical examination, and the false-positive rate is very low, especially when done after 24 h of birth. Strong evidence exists for health-care systems to consider introduction of pulse oximetry as a screening test for critical congenital heart defects in asymptomatic newborn babies."

Ich prognostizieren, dass das generelle Pulsoximeter-Screening von Neugeborenen im Alter von 24h nicht mehr weit ist. Inwieweit dies das Thema ambulante Geburten berühren wird, bleibt abzuwarten.
Die Sorge, dass die klinischen Fähigkeiten im Zuge solcher Veränderungen weiter verloren gehen, bleibt dabei allerdings bestehen. Dass "clinical skills" und andere Methoden weiter eine Rolle spielen werden, ergibt sich aus der sehr variablen Sensitivität in den analysierten Studien (60-100%). Das bedeutet im schlechtesten Fall, dass 40% der kranken Neugeborenen nicht idendifiziert würden.


Veränderungen des Risikofaktorprofils bei SIDS-Fällen in USA nach der Back-to-sleep Kampagne

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Pediatrics wird eine umfangreiche Analyse von SIDS-Fällen in San Diego nach EInführung der Back-to-sleep Kampgne veröffentlich. Die Arbeit ist im Volltext frei verfügbar.


Barmer GEK veröffentlicht Ärzterreport 2012


Mindestmengen bei Frühgeborenenversorgung rechtswidrig?

Wie das Ärzteblatt in der heutigen online-Ausgabe berichtet, hat das Landessozialgericht Berlin/Brandenburg entschieden, dass Mindestmengen wie der GBA sie für Frühgeborene unter 1250 g (30/Jahr) als Voraussetzung für den Level 1 festlegte, rechtswidrig sind.

Augenscheinlich ist auch dies nur eine Zwischenetappe, denn Berufung ist bereits angekündigt.


 

Entzugssymptome bei Neugeborenen nach Antipsychotika der Mutter!

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat nach der FDA und EMA am 30.11.2011 eine Mitteilung zu Nebenwirkungen bei Neugeborenen nach Anwendung im letzten Schwangerschaftsdrittel.

Betroffen ist eine ganze Serie von Substanzen: Amisulprid, Aripiprazol, Asenapin, Benperidol, Bromperidol, (Chlorpromazin), Chlorprothixen, (Clotiapin), Clozapin, Flupentixol, Fluphenazin, Fluspirilen, Haloperidol, (Iloperidon), Levomepromazin, (Loxapin), (Lurasidon), Melperon, (Molindon), Olanzapin, Paliperidon, Perazin, Perphenazin, Pimozid, Pipamperon, (Prochlorperazin), Promethazin, Prothipendyl, Quetiapin, Risperidon, Sertindol, Sulpirid, Thioridazin, (Thiothixen), Tiaprid, (Trifluoperazin), Ziprasidon, Zotepin, Zuclopenthixol.

Aus der Mitteilung: „Neugeborene, die während des dritten Trimenons der Schwangerschaft gegenüber Antipsychotika (einschließlich < >) exponiert sind, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen gefährdet, deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren können.
Es gab Berichte über Agitiertheit, erhöhten oder erniedrigten Muskeltonus, Tremor, Somnolenz, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme. Dementsprechend sollten Neugeborene sorgfältig überwacht werden."


 

DIe American Academy of Pediatrics veröffentlicht neue Leitlinie zu ADHS

Ein Punkt, der sicher zu Diskussionen führen wird ist: "For preschool-aged children (4–5 years of age), the primary
care clinician should prescribe evidence-based parent- and/or teacher-administered behavior therapy as the first line of treatment
(quality of evidence A/strong recommendation) and may prescribe methylphenidate if the behavior interventions do
not provide significant improvement and there is moderate-tosevere continuing disturbance in the child’s function. "


 

DIe American Academy of Pediatrics veröffentlicht neue Leitlinie zu Fieberkrämpfen


Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse

An einem Punkt scheint sich die Vernunft durchgesetzt zu haben!
"An electroencephalogram (EEG) should not be performed in the evaluation of a neurologically healthy child with a simple febrile seizure."

Das ist aus deutscher Sicht wohl fast revolutionär.


Neue Leitlinien zur Helicobacter pylori Therapie im KIndesalter veröffentlicht


Rotavirus-Impfung und Invagination: neue Daten!

In der aktuellsten Ausgabe des NEJM werden die neuesten Daten zum möglichen Zusammenhang zwischen der Rotavirus-Impfung und Invaginationen veröffentlicht.
Dargestellt werden die Daten von zwei grossen Studien aus Brasilien und Mexiko. Es zeichnet sich ab, dass man akzeptieren muss, dass die Rotavirus-Impfung mit einem leicht erhöhten Risiko für Invaginationen von ca. 1:50.000 nach Impfungen gegen Rotaviren einhergeht. Und es läuft letztlich wohl auf eine Risiko-Nutzen-Abwägung hinaus, deren Ergebnis in Entwicklungs- und Schwellenländern anders aussehen wird als bei uns. Angesichts eines wahrscheinlich auch bei normalen Rotavirus-Enteritiden erhöhten Invaginationsrisikos wird die Beurteilung noch komplizierter.

Das NEJM widmet den beiden Studien ein Editorial, das ich lesenswert finde. Ein Schlüsselsatz, der generell auf das Thema Impfungen anwendbar ist: " It is crucial that the medical community in general, and the vaccine establishment in particular, work to better educate the public to the fact that virtually all beneficial interventions, including vaccination, come with some risk and that the key issue is to ensure that the ratio of benefit to risk is most favorable."
Es ist auch erneut zu erkennen wie wichtig post-marketing Studien und Meldesystene sind, denn selbst bei gross angelegten Phase III-Studien reicht die statistische Power eben oft nicht aus, um seltene Nebenwirkungen zu identifizieren.

Die Studien werden sicher intensiv weiter diskutiert werden und ich bin gespannt, wie das Ergebnis der Risiko-Nutzen-Abwägung in westlichen Ländern ausfallen wird, in dem es weniger um das Risiko "Tod" durch Rotaviren, als um die "Hospitalisierungsrate" durch Rotaviren gehen wird.


Unter den References des Artikels findet sich übrigens ein wiederum lesenswerter Übersichts-Artikel zum Thema auf der Zeitschrift Nature aus dem Jahre 2005, der im freien Volltext erhältlich ist. .


 

Arzneimittelreport 2011, alle Keppra oder was?!

Der Arzneimittelreport 2011 ist diese Woche veröffentlich worden und hat in der Presse schon großes Echo gefunden. Mit Ärzteschelte wurde nicht gespart.
Man kann den gewählten Ton der Autoren sicher an verschiedenen Stellen kritisieren. Lesenswert sind die Arzneimittelreporte allemal.
Aus Sicht eines Pädiaters und Neuropädiaters fällt mir diesmal vor allem die Tabelle 2.2.3 " Führende Arzneimittel der BARMER GEK im Jahr 2010 (Top 20) nach Ausgaben" auf. Da findet sich auf Platz 15 Keppra (Levetiracetam), aufgestiegen von Platz 20 im Vorjahr, Ausgaben-Plus von 25%. Auch Tabelle 2.2.4 "Industrieumsätze der führenden Arzneimittel in Deutschland im Jahr 2010" beinhaltet Keppra. Es landet mit einem Umsatz von 132 Mio EUro auf Platz 14. Ein Plus von sage und schreibe 76%!!

Womit haben wir es hier nun zu tun? Mit einem sehr erfolgreichen Marketing, dass dazu geführt hat, dass eine grosse Zahl von Experten Keppra inzwischen als Mittel der ersten Wahl bei verschiedenen Epilepsien ansieht? Oder mit einer soliden wissenschaftlichen Basis für dieses Verschreibungsverhalten? EIne Basis die untermauerte, dass Keppra ein hoch wirksames und gut verträgliches Antiepileptikum ist, dass es nach Gesetzen der evidence based medicine verdient, zu einem der meist verordneten Antiepileptika zu werden.

Es wird interessant sein diese Diskussion unter deutschen Epileptologen zu führen.

Arzneimittelreport 2009

Arzneimittelreport 2010


XCell-Center in Düsseldorf wird geschlossen

Das Düsseldorfer XCell-Center darf auf Anordnung der Bezirksregierung Köln seine Stammzelltherapien bei Patienten nicht mehr durchführen. Das gab das Gesundheitsministerium NRW bekannt. 
Details hier und hier

Dies ist ein guter Tag für unsere Patienten! Auch in der Neuropädiatrie wurden kleine Patienten mit falschen Hoffnungen national wie international angelockt, die Folgen waren in einigen Fällen verheerend, wie auch im RP Artikel zu lesen ist.

 


Daring to Practice Low-Cost Medicine in a High-Tech Era

Ein sehr lesenwerter Artikel, ein Plädoyer für rationale Nicht-Diagnostik, aus dem NEJM ist online frei verfügbar:
http://healthpolicyandreform.nejm.org/?p=13874&query=TOC

Ich finde diesen Artikel wunderbar und habe vor allem aus dem klinischen Teil meiner Perspektive den Eindruck, dass die ultrakurzen Liegezeiten in den letzten Jahren mehr und mehr dazu geführt haben, dass der Glaube an "clinical skills" und den Wert von "watchful waiting" im selben Masse nachgelassen hat wie der Glaube an den Sinn von Labor- und Apparativdiagnostik zugenommen hat. Ich bin sicher kein diagnostisher Nihilist was appartive Diagnostik angeht, aber wie sagt der Autor des Artikels: "we must rediscover the value of clinical judgment and relearn the importance of the personal, intellectual, scientific, and administrative thought that is central to the best practice of medicine"

Ist es nur mein Eindruck, dass auch in Deutschland gerade die klinischen "Skills" (Anamnese, für die eindeutig auch immer mehr die Zeit fehlt, Untersuchung, die kaum noch ein Assistent systematisch vermittelt bekommen hat) immer mehr verloren gehen und dass dies nicht nur zum Besten unserer Patienten ist?

 


American Academy of Pediatrics Veröffentlichung zu Fieber und Antipyretica


National Institute of Clinical Excellence (NICE) veröffentlicht Leitlinie zur Diagnostik und Management von Lebensmittelallergien bei Kindern und Jugendlichen

Das NICE hat diese Woche (23.2.2011) eine EBM-basierte Leitlinie Diagnosis and assessment of food allergy in children and young people in primary care and community settings. Dabei wird gezielt das Vorgehen im Bereich der Kinderarzt und Allgemeinarztpraxen angesprochen.Erstaunlich, dies ist die erste derartige EBM-basierte Leitlinie für UK überhaupt. Da auch hierzulande ein grosser Anteil der Kinder primär oder gar ausschliesslich in Praxen betreut werden, ist diese Leitlinie sicher auch hier von Nutzen.


Tränengangsstenose als Risikofaktor für Amblyopie bei Kinder!

Siehe entsprechender Bericht im Ärzteblatt

Originalarbeit


Neues zum MMR-Autismus-Betrug

Pünktlich zum Jahresbeginn 2011 veröffentlicht das British Medical Journal Neues zum wohl schlimmsten Medizin-Forschungs-Skandal der letzten Jahre: der Veröffentlichung einer Studie, die den vermeintlichen Zusammenhang zwischen MMR-Impfung und Autismus darstellte.

Lesen Sie das Editorial im BMJ und auch die Veröffentlichung im Ärzteblatt von 2007.


Gewalt-Spiele und Auswirkungen auf Aggression und Empathie

Die American Psychological Association veröffentlicht in ihrem Psychological Bulletin eine Metaanalyse zu Auswirkungen von Gewalt-Videospielen auf Kinder und Jugendliche. Sozusagen passend zum Weihnachtsgeschäft. Der etwas trocken zu lesene Artikel ist in seiner Schlussfolgerung allerdings klarer, als man es erwarten konnte:

"Concerning public policy, we believe that debates can and should finally move beyond the simple question of whether violent video game play is a causal risk factor for aggressive behavior; the scientific literature has effectively and clearly shown the answer to be “yes.” Instead, we believe the public policy debate should move to questions concerning how best to deal with this risk factor. "

Und da wir gerade nochmal beim Thema sind, sei an das lesenswerte Editorial von Prof Spitzer erinnert:

Editorial

Titel: Medienkonsum im Schulalter: garantiert schlechte Noten?

 


Frankreich entzieht Zulassung von ACC bei Kindern unter 2 Jahren (11/2010)

Wie das Arzneitelegramm in der neuesten Ausgabe berichtet wurde in Frankreich ACC bei Kinder unter 2 Jahren für kontraindiziert erklärt. Grund dafür seien schwere respiratorische Komplikationen im ZUsammenhang mit der durch ACC ausgelösten bronchialen Hypersekretion. DIese führte in einer Vielzahl von Fällen zur stationären Behandlung.

Die Redaktion des arzneitelegramms erklärt Mukolytika für generell entbehrlich.


Studie: Ärztemangel im Krankenhaus

Die Langfassung einer Studie des DKI (Deutsches Krankenhausinstitut) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft liegt jetzt in der Langfassung vor.

Die lesenswerte Studie bietet viele Zahlen und Fakten, die durchaus beunruhigen und die Notwendigkeit von Veränderungen in Studium und Facharztausbildung untermauern.
So mancher früherer Assistentensprecher mag sich verwundert die Augen reiben, werden hier doch mehrfach Forderungen von Assistentenvertretern zitiert, mit denen man bei Krankenhausverwaltungen und auch bei Chefärzten in den letzten > 10 Jahren maximal ein müdes Lächeln erntete. Hoffen wir darauf, dass die äusseren Zwänge endlich dazu führen, dass sich hier flächendeckend etwas zum Besseren bewegt.

Ein paar Schlüsselsätze aus der Zusammenfassung:
"Der Ärztemangel im Krankenhaus entwickelt sich zusehends zu einem gravierenden Prob-lem der stationären Versorgung." ... "Zu Jahresbeginn 2010 hatten rund drei Viertel der Krankenhäuser (74,2%) Probleme, offene Stellen im Ärztlichen Dienst zu besetzen."..."Die gravierendsten Folgen des Ärztemangels stellen Probleme bei der Arbeitszeitorganisation und die Überlastung von Ärzten dar, darüber hinaus teilweise auch Beeinträchtigungen in der Patientenversorgung, die Erhöhung von Fehlerwahrscheinlichkeiten und die Einführung oder der Ausbau von Wartelisten."..."Der Ärztemangel wird also in jedem Fall deutlich zunehmen, falls die Schwundquoten bei Medizinstudenten bzw. Absolventen nicht deutlich gesenkt werden können."... "Damit wird der Ärztemangel vorderhand im Krankenhaus am frühesten und am drastischsten spürbar werden."... "Folglich ist in den kommenden Jahren von einem verschärften Wettbewerb zwischen ambulanter und stationärer Versorgung um ärztliche Fachkräfte auszugehen." ... "

"Eine maßgebliche Ursache des Ärztemangels im Krankenhaus ist die Novellierung des Ar-beitszeitrechts im Jahr 2004."
"Eine weitere Ursache für den Ärztemangel ist die hohe Schwundquote vom ersten Fachse-mester des Medizinstudiums bis zum Beginn der Weiterbildung im Krankenhaus. Im Jahr 2006 lag beispielsweise die entsprechende Schwundquote bei 34% (bezogen auf die Erst-semester des Jahres 2000)."...
"So sind in den Jahren 2000 bis 2008 insgesamt rund 19.300 Ärzte aus Deutschland abgewandert, während im selben Zeitraum rund 13.900 Ärzte zugewandert sind. Im Ganzen sind in diesem Zeitraum somit etwa 5.400 Ärzte für die Patientenversorgung in Deutschland verloren gegangen. "

"Maßgebliche Motive für Auswanderungen und den Ausstieg aus der kurativen ärztlichen Tätigkeit sind insbesondere die hohen Arbeitsbelastungen, die langen Arbeitszeiten sowie die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Privatleben. "

"Auch die Feminisierung der ärztlichen Profession, also der zunehmende Frauenanteil unter Medizinstudenten und Ärzten, begünstigt den Ärztemangel im Krankenhaus."

"14.5 Gegenmaßnahmen zum Ärztemangel: (...) Mehr als die Hälfte der unbesetzten Arztstellen in deutschen Krankenhäusern betreffen Assistenzärzte in Weiterbildung. Instrumente zur Förderung der ärztlichen Weiterbildung haben deswegen eine besondere Bedeutung. (...) Denn in Krankenhäusern mit betriebseigener Kinderbetreuung fällt der Ärztemangel etwas niedriger aus als in anderen Krankenhäusern. (...) Eine systematische Personalentwicklung kann die Arbeitsplatzattraktivität erhöhen. Entspre-chende Instrumente sind im Ärztlichen Dienst der Krankenhäuser allerdings noch weniger verbreitet als etwa im Pflegedienst.(...) So gibt es schriftliche Einarbeitungs- und Weiterbildungskonzepte häufiger in Krankenhäusern ohne Ärztemangel als in den übrigen Häusern. (...) Darüber hinaus haben gezielte Maßnahmen der Krankenhäuser zur Vermeidung oder zum Abbau von Mehrarbeit einen mildernden Effekt auf den Ärztemangel."

"Die wichtigsten politischen Gegenmaßnahmen zum Ärztemangel bilden aus Sicht der Kran-kenhäuser insbesondere der Bürokratieabbau im Ärztlichen Dienst, der Abbau von MDK-Anfragen-/Prüfungen, der Ausbau der Studienkapazitäten in der Humanmedizin sowie die Änderung der Zugangs- oder Auswahlkriterien für das Medizinstudium. Darüber hinaus wird die Ausweitung des rechtlichen Rahmens zur Delegation ärztlicher Tätigkeiten an vorhandene Berufsgruppen."

"14.6 Handlungsempfehlungen
Die bestehenden Versorgungsgrenzen zwischen dem ambulanten und stationären Sektor sind abzubauen, um eine effektive Nutzung der knappen Personalressourcen in der fachärztlichen Versorgung zu ermöglichen. Dies bedeutet zum einen die weit gehende und regelhafte Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung, also beispielsweise standardmäßig im Rahmen von Krankenhaus- oder Institutsambulanzen. Zum anderen sollten aber auch freiberufliche Fachärzte stärker als bislang an der Patientenversorgung im Krankenhaus mitwirken können, etwa als Honorar- oder Konsiliarärzte, über Teilzeitanstellungen am Krankenhaus, im Rahmen von Praxen oder MVZ auf dem Krankenhausgelände oder über den Ausbau und die Optimierung der belegärztlichen Versorgung."


"In Zukunft wird es unumgänglich sein, die Krankenhausärzte durch eine weitergehende De-legation ärztlicher Tätigkeiten umfassend zu entlasten."

"Der Ärztemangel lässt sich teilweise durch eine Entbürokratisierung der ärztlichen Arbeit zu-rückfahren."

"Die Qualität der ärztlichen Weiterbildung ist weiter zu verbessern."

"Im Krankenhaus bildet die Schaffung von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen einen wesentlichen Standort- und Wettbewerbsfaktor."


Oktober 2010
Wie in den letzten 2 Wochen von verschiedenen Medien berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen Excell, das bei Neuropädiatern zweifelhafte Berühmtheit durch höchst umstrittene Stammzelltherapien bei Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen (z.B. als Folge einer Hirnschädigung, aber auch Autismus o.ä.) erlangte.
Endlich! mag man ausrufen, hatten sich doch schon seit langem Zweifel seitens verschiedener Fachgesellschaften gemehrt. Siehe auch ausführlicher Bericht des WDR vom 26.10.2010 sowie verschiedene Stellungnahmen unterschiedlicher Fachgesellschaften.
Auch das Paul Ehrlich Institut hat sich laut Presseberichten inzwischen geäussert.
Augenscheinlich ist eine Zertifizierung nach ISO 9001 (siehe Excell-Internetseite) sowie die Zugehörigkeit zum "100 leading medicine germany 2009" keineswegs notwendigerweise ein Zeichen für wissenschaftlich und moralisch seriöse und gute Medizin.


Kasseler Kinderklinik schränkt Betrieb in pädiatrischen Spezialambulanzen ein

Ein Beispiel, das in Zeiten von zunehmender Gewinnorientierung in Kliniken möglicherweise Schule machen könnte. Die Ärztezeitung berichtet heute online, dass der ärztliche Direktor der Kasseler Kinderklinik Professor Friedrich-Karl Tegtmeyer bekannt gegeben hat, dass die pädiatrischen Spezialambulanzen seiner Klinik in diesem Quartal keine neuen Termine mehr vergeben. Siehe Pressemitteilung der Klinik. Zitat daraus: " Obwohl seit 2009 gesetzlich vorgeschrieben ist, dass die Krankenkassen Spezialambulanzen in der Kindermedizin kostendeckend vergüten müssen, konnte in ganz Hessen bisher keine schriftliche Vereinbarung über eine angemessene Bezahlung erreicht werden. "
Seit Jahren weisen Kliniken, pädiatrische Fachgesellschaften und die Gkind auf eine zum Teil katastrophale finanzielle Unterversorgung von Spezialambulanzen hin. Fast überall ist dies ein Zuschussgeschäft. Ein zunehmend grotesker Widerspruch besteht dabei zwischen der immensen Nachfrage seitens niedergelassener Pädiater an pädiatrischen Spezialambulanzen für ihre komplexeren Patienten und der unzureichenden Vergütung, sofern es eine solche überhaupt gibt. Bei dem Versuch eine Ermächtigung zu erlangen ist dabei die "Kooperation" mit der KV nicht selten ein unwürdiges Schauspiel, bei dem Klinikleiter zu Bittstellern werden.
Während früher häufig mit der Generierung von stationären Patienten argumentiert wurde und so ein Quer(teil)finazierung möglich war, ist in Zeiten des MDK sowie immer kürzerer Liegezeiten mit immer grösseren Batterien von aufwendiger und teurer stationärer Diagnostik in Rekordzeit bei zugleich Pädiatrie-ungeeigneter DRG-Vergütung diese Rechnung schon lange nicht mehr aufgegangen.
Dabei besteht ein berechtigtes Bedürfnis, gerade in der Pädiatrie und im Sinne der Kinder, Diagnostik und Therapie soweit wie möglich ambulant durchzuführen. Obwohl dies sicher auch im Interesse der Krankenkassen und der Beitragszahler wäre, ist die konsequente Umsetzung der gesetzlichen Möglichkeiten mangelhaft .
Siehe § 120 SGB V
Siehe auch Erhebung der GKind dazu.
Die Absurdität der aktuellen Situation wird noch deutlicher, wenn man sich anschaut mit welch mageren Vergütungen viele Pädiater mit Subspezialitäten in der Praxis kalkulieren müssen. Dort ist sicher auf absehbare Zeit nicht mit einer Entlastung der Spezialambulanzen zu rechnen. Im Gegenteil hat ein hoher Anteil der Pädiater mit Subspezialität in der Praxis die Ausübung selbiger längst resigniert aufgegeben.
Wer genau hinschaut sieht hier auch eine ungeheure Ungerechtigkeit im Vergleich zu operativen Fächern, die nicht selten hoch-lukrative ambulante Verträge mit den Krankenkassen aushandeln konnten.


 

21% der amerikanischen Kinder "mentally ill"

In der aktuellen Ausgabe des Lancet wird in einem Kurzeditorial Bezug genommen auf eine aktuelle Initiative der American Academy of Pediatrics Task Force on
Mental Health
zur Verbesserung der ambulanten Betreuungsmöglichkeiten von Kindern mit "mental illness". EIne Serie von Empfehlungen wird zum free download veröffentlicht. Damit soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass 21% der amerikanischen Kinder als "mentally ill" gelten, wovon geschätzt 20% suffiziente diesbezüglich betreut sind.
EIn Fokus ist auch die Verbesserung der Früherkennung und Frühintervention seitens der Kinderärzte in der Praxis ("primary care").
Sicher in Teilen übertragbar auf unsere Situation und lesenswert.


Medienkonsum im Schulalter: garantiert schlechte Noten?

In einem denkwürdigen Editorial kommentiert Prof. Spitzer in der neuesten Ausgabe von "Nervenheilkunde" die weltweit erste experimentelle kontrollierte, randomisierte Studie zu den
Auswirkungen von Videospielen bei Jungen im Grundschulalter
. Das Editorial ist zum free download freigegeben und sollte weite Verbreitung finden.


 

Keine verschlecherte Prognose von Dravet-Syndrom durch Impfung?

 


Rückblick auf die H1N1-Pandemie auf WDR5, 23.4.2010

als PDF


Urinstix bei HWI im Kindesalter: 10% falsch negative Resultate

Die Zeitschirft Lancet Infectious Diseases veröffentlicht in ihrer neuesten Ausgabe ein gross angelegte Metaanalyse zur Genauigkeit von Urinstix zur Schnelldiagnose von HWI im Kindesalter. Daten von 95 Studien, die die Einschlusskriterien erfüllten wurden eingeschlossen (insg. 95 703 Kinder analysiert). Sensitivität und Specificität von Mikroskopie mit Gramfärbung, ohne Gramfärbung und Urinstix (Leukozyten, Nitrit) wurden vergliche. Die besten Resultate erzielte die Gram-Mikroskopie ( Sens 91% (95% CI 80—96); Spez 96% (92—98). Reine Mikrosopie auf Bakterien war die zweitbeste Methode (88% (75—94); 92% (84—96)). Mikroskopie auf Leukozyen unterschied sich nicht signifikant von Urinstix auf Leukozyten und Nitrit, (74% (67—80); 86% (82—90), versus 88% (82—91) ; 79% (69—87).


Suboptimale Asthma-Langzeittherapie bei australischen Kindern

In dieser australischen Studie fanden sich einerseits deutliche Hinweise, dass in der Asthma-Dauertherapie Kinder nicht die ärztliche empfohlene Dosis von Inhaliersteroiden erhielten. Andererseits waren auch in einem nennenswerten Prozentsatz Empfehlungen, die Eltern ärztlicherseits gegeben wurden nicht Leitlinienkonform.

In diesem Zusammehang der Hinweis auf die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma, die im Dezember veröffentliche wurde.


VORSICHT: Sartane in der Schwangerschaft

Mitarbeiter der Universität zu Köln richten im aktuellen Ärzteblatt einen dringlichen Appell an Kollegen die Kontraindikation von Sartanen in der Schwangerschaft zu beachten. Anlass sind 2 aktuelle Missbildungsfälle an der Uniklinik in Köln. Details siehe hier. Das Risiko ist besonders im 2. und 3. Trimenon hoch.


Zunahme von Autismus in USA?

Nach Zahlen, die kürzlich vom Center for Disease Control and Prevention veröffentlich wurden, ist es im Vergleich zum Jahr 2000 von einer Zunahme der Autismusfälle im Alter von 8 Jahren von 6,7 pro 1000 (2000) auf 9 von 1000 (2006)gekommen. Letztlich ist diese Zunahme weiterhin rätselhaft und Diskussionen ob es sich überwiegend um eine grösses Bewusstsein gegenüber diesem Krankheitsbild handelt, geben weiter (siehe auch "Rising autism rates still pose a mystery" JAMA. 2010 Feb 17;303(7):602). Auch Änderungen der Definitionen haben möglicherweise dazu beigetragen. Vergleichsdaten aus Europa sind nur lückenhaft erhältlich.
Eine im Januar online im Journal of Pediatrics veröffentliche Studie aus UK zeigte übrigens ein erhöhtes Autismus-Risiko bei extrem Frühgeborenen (<26 SSW).

Apropos Epidemiologie von kinderpsychiatrischen Erkrankungen. Wie am 26.2.2010 online im Ärzteblatt berichtet steigt auch die Zahl der KInder, die wegen AD(H)S mit Stimulantien behandelt werden weiter an. Siehe hier


Frühsymptome des Hirntumors in der pädiatrischen Praxis

Pediatrics 15.1.2010


Eindeutig rassistisch
Berliner Zeitung, 09.01.2010, Stern 8.1.2010

Zu diesem Urteil kommt der Politologe Gideon Botsch vom Moses-Mendelssohn-Zentrum in Potsdam bezogen auf die Äusserungen Thilo Sarrazins in der Zeitschrift Lettre International.

Gehört dies in eine Newsliste für Kinderärzte? Ich denke schon, sind wir doch tagtäglich in Klinik und Praxis mit Problemen der Integration und interkultureller Medizin konfrontiert.

Link: Moses-Mendelssohn-Stiftung


Ausbreitung der Schweinegrippe über die Economy Class, BMC Medicine 2009,


3.12.2009

Die STIKO veröffentlicht heute die aktualisierten Impfempfehlungen zu H1N1

Danach müssen auch Kinder zwischen 0,6 und 9 Jahre bis auf weiteres nur 1x geimpft werden.

27.11.2009

Das New England Journal of Medicine veröffentlicht heute 2 lesenswerte Artikel zur "Schweinegrippe", die frei zur Verfügung stehen.

Australia's Winter with the 2009 Pandemic Influenza A (H1N1) Virus

The Emotional Epidemiology of H1N1 Influenza Vaccination

21.11.2009

Asthma wichtigster Risikofaktor für H1N1-Komplikationen bei Kindern

Originalstudie: http://www.cmaj.ca/cgi/rapidpdf/cmaj.091724.pdf

20.11.2009

Imfluenza/H1N1-Pflichtimpfungen für Angehörige von Gesundheitsberufen?

Offener Brief des New York State Commissioner of Health

Kommentar dazu im aktuellen New England Journal of Medicine

8.11.2009

Kinder < 5 Jahre Risikogruppe für Hospitalisierung
bei H1N1 in UK

Dies berichtet das Britisch Medical Journal am 2.11.09. Zudem wurde eine hohe Zahl von Patienten nach Aufnahme auf Intensivstatoin verlegt (157 von 751). "Children under the age of 5 years had the highest rate of hospitalisation in the week to 28 October, Professor Donaldson said, and younger patients admitted to critical care were much less likely than older patients to have underlying health conditions."

Interessant auch: Zusammenfassung der Epidemie-Daten aus Argentinien (auf spanisch)


 

Erfahrungen mit Pandemerix in Schweden

Ärzteblatt dazu

AKTUELL: Empfehlungen der DGPI zur "Neuen Grippe"

Gute Informationsquellen:

European Center for Disease Prevention and Control

Robert Koch Institut

Paul Ehrlich Institut

Bundesministerium für Gesundheit

Zusammenstellung der ZEIT

 


Spontangeburt ist der Geburtsweg der Wahl (Lancet 29.August 2009)

Die Diskussion ist nicht neu und auch in den Nachrichten von Paediatrie-Links schon einmal behandelt worden. Die Skeptiker des Sectio-Trends in entwickelten Ländern erhalten aber zunehmend Argumentationsfutter. DIe Zeitschrift "The Lancet" hat nun anlässlich einer neuerlichen Studie, die auf die Risiken für die Neonaten hinweist, einen Kommentar mit dem Titel "Elective caesarean sections-risks to the infant" veröffentlicht. In der genannten Studie zeigte sich erneut, dass das Outcome der Spontangeborenen Babies das beste war, während im Vergleich dazu per Wunsch-Sectio geborene Neugeborene häufiger O2-Bedarf, Hypoglykämien und Atemprobleme hatten. Auch die Aufnahmerate auf eine neonatologische Station war höher nach Wunsch-Sectio. Hervorgehoben wird von den Kommentatoren die hohe Rate von Wunschsectiones (fast 50%) die vor 39 SSW durchgeführt wurden, was internationalen Empfehlungen widerspricht.
Neben diesen akuten Effekten sind zuletzt auch langfristige Effekte in den Fokus des Interesses gerückt. So zeichnet sich ein höheres Risiko für Diabetes, Asthma und Adipositas für per Sectio geborene Kinder ab. Was zunächst abstrus klingen mag, könnte zukünftig über epigenetische Phänomene erklärt werden.
Die Kommentatoren empfehlen Müttern vor Wunsch-Sectiones schriftliche Informationen über das potentielle Risiko auszuhändigen.

 


 

AKTUELL (20.8.2009): Empfehlungen der DGPI zur "Neuen Grippe"


Studie: Gründe des Rauschtrinkens

Eine jetzt veröffentlichte Studie beleuchtet die Gründe des Rauschtrinkens von deutschen Jugendlichen. Die lesenswerten Ergebnisse können entweder als PDF online gelesen werden oder als Druckfassung umsonst über diesen Link bestellt werden. Aus der Zusammenfassung:

" Die Studienergebnisse zeigen, dass Jugendliche überwiegend aus „Spaßgründen“ trinken, aber es finden sich auch Hinweise auf Alkoholkonsum zur Bewältigung von Stress und von Problemen. Auffällig sind das frühe Einstiegsalter, die hohe Trinkfrequenz von großen Mengen meist „harter“ Alkoholika sowie die daraus resultierende starke Toleranzentwicklung. Die Jugendlichen verfolgen beim Rauschtrinken das Ziel, einen
„kontrollierten Kontrollverlust“ zu erleben, bei dem der Verlust der Kontrolle mit negativen körperlichen und sozialen Folgen gerade vermieden werden soll. Wie sich zeigt, entwickeln Jungen und Mädchen deshalb beim Trinken sowohl individuell wie auch kollektiv ein Repertoire von Bewältigungsstrategien und Lösungsansätzen, um den Konsum zu regulieren und Risiken zu minimieren. Rauschtrinken ist ein Gruppenphänomen (alleine wird nur selten getrunken), die Gruppe fungiert hier sowohl als Risiko- wie auch als Schutzraum.  Es werden in vielen Gruppen durchaus Regeln verabredet, um negative Folgen zu begrenzen, was jedoch nicht immer gelingt." 


Hörstörungen bei Jugendlichen

" Authorities, the music industry in general, and especially manufacturers of MP3 players and earphones should recognize their responsibility and create a safer MP3-listening environment by taking measures to protect today's youth from the dangers of listening to high-volume music on MP3 players. "

Das ist die Schlussfolgerung einer lesenswerten in Pediatrics veröffentlichten Expertenmeinung zu MP3-verursachten Hörschädigungen bei Jugendlichen.

 


 

Als Kinderarzt in Brennpunktbezirken

Zurecht ist in den letzten Monaten das Problem der Kinderarztpraxen in Brennpunktbezirken ins Licht der Öffentlichkeit gerückt worden. Mehrere Zeitungs- und TV-Berichte haben sich dabei dem Alltag von Dr. Geiss in Köln Chorweiler und Dr. Kennemann in Essen Katernberg gewidmet.
Zwei der vielen Beispiele der Absurdität unseres Gesundheitssystems.

Highly recommended auch und besonders für Nicht-Mediziner!

Dr. Kennemann

Dr. Geiss

Zu wenig Kinderärzte im Armenhaus

Der letzte Kinderarzt von Chorweiler

Als Kinderarzt im Problemviertel

Zusammenfassung einer Podiumsdiskussion im Bürgerzentrum Chorweiler

AUCH NETT


Der elektive Kaiserschnitt erhöht das Risiko von respiratorischen Problemen bei Neugeborenen

Angesichts stetig steigender Sectio-Raten in Deutschland sowie vielen europäischen, nord- und südamerikanischen Ländern, findet eine zunehmend kritische Auseinandersetzung mit dieser Entwicklung statt.
Nun sind mehrer wichtige Studien publiziet worden, die sich der kindlichen Morbidität widmen.
Eine Kohortenstudie aus USA im New England Journal of Medicine fand an mehr als 13000 per elektiver Sektion geborenen Neugeborenen eine erhöhte neonatale Morbidität bei den elektiven Sectiones, die vor der 39.SSW geboren wurden. Dies betraf immerhin 35,8% der elektiven Sectiones. Das erhöhte Risiko betraf: "adverse respiratory outcomes, mechanical ventilation, newborn sepsis, hypoglycemia, admission to the neonatal ICU, and hospitalization for 5 days or more".

Eine retrospektive Studie aus Dänemark, die in Acta Paediatrica publiziert wurde fand unter 494 per elektiver Section geborenen Neugeborenen eine 10-fache Erhöhung des Risikos von respiratorischen Problemen (z.B. persistierende pulmonale Hypertonie, Pneumonie, RDS und respiratorische Anpassungsstörung) im Vergleich zur Spontangeburt.Die Wahrscheinlichkeit auf einer Neonatologie aufgenommen zu werden war mehr als 2-fach erhöht.

In der selben Ausgabe von Acta Paediatrica erschien auch eine Studie aus Freiburg, die ähnliche Ergebnisse erbrachte. Auch hier zeigte sich, dass mit jeder Woche, die die elektive Sektion früher erfolgte, das Risiko für erhöhte respiratorische Morbidität anstieg.

Die Ergebnisse sind nicht wirklich überraschend, sollten aber sicher in der Beratung von schwangeren thematisierte werden. Schliesslich wurde bereits 2007 eine dänische Studie im BMJ veröffentlicht, die zu vergleichbaren Ergebnissen kam. Die respiratorische und allgemeine Morbidität der Neurgeborenen war bei elektiver Section signifikant erhöht. Die Morbidität nahm zu je früher die Section unternommen wurde.


"Jeder fünfte Junge bekommt Sprachtherapie (übernommen aus www.aerzteblatt.de)

Berlin – Immer mehr Kinder erhalten eine Sprachtherapie oder eine ergotherapeutische Behandlung. Das berichtete das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in seinem Heilmittel-Bericht 2009, der am Freitag in Berlin vorgestellt wurde.

Unter den Sechsjährigen haben demnach 2007 etwa jeder fünfte Junge und jedes siebte Mädchen eine Therapie zur Behebung von Sprachstörungen erhalten.

Eine Ergotherapie, mit denen psychische oder motorische Störungen behandelt werden, erhielten 13,2 Prozent der sechsjährigen Jungen und 5,4 Prozent der gleichaltrigen Mädchen. Der Anteil steige seit Jahren an, berichtete das AOK-Institut. "


Psychosen und Halluzination unter Stimulanzientherapie

Aus der alltäglichen neuropädiatrischen Praxis ist das Phänomen nicht unbekannt, aus meiner persönlichen Sicht vor allem bei Jugendlichen. Nun wurde es erstmals systematisch im grossen Rahmen untersucht: "Hallucinations and Other Psychotic Symptoms Associated With the Use of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Drugs in Children " . Am 26.1.09 veröffentlichte Pediatrics eine Analyse von Daten, die entweder im Rahmen von "post-marketing" Erhebungen der FDA, die auch einen Teil der Autoren der Studie stellt, oder im Rahmen von klinischen Studien erhoben wurde.

Das Ergebnis, das statistisch etwas undurchsichtig formuliert wird: 11 Psychose- oder Manie-Ereignisse pro 743 "person-years" traten auf, verglichen mit KEINEM Fall in der Plazebo-Gruppe.
Zudem gingen >800 Post-marketing Meldungen ein. In > 90% der Fälle waren die Patienten vor Therapiebeginn nie in ähnlicher Weise auffällig geworden. Halluzinationen betrafen bei Kindern besonders visuelle und taktile Sensationen von Insekten, Schlangen oder Würmen.

Man wird vorraussichtlich Patienten gezielt danach fragen müssen, da solche Ereignisse nicht immer spontan gemeldet werden oder nicht im Zusammenhang mit der ADS-Therapie betrachtet werden. In den mir begegneten Fällen führte eine Dosisreduktion zum raschen Sistieren.


 

Kleinkinder < 3 Jahre immer häufiger in Krippen

Ist das nun eine gute oder eine schlechte Nachricht? Mindestens eine Nachricht, die anregt genau darüber nachzudenken: 17,8% der Kinder unter 3 Jahren wurden (Stand März 2008) tagsüber nicht von den eigenen Eltern betreut, sondern "fremdbetreut" in Kinderkrippen, bei Tagsmüttern, etc.. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Zahl 2007 noch bei 13,3%.
Diese Tendenz regte in letzter Zeit eine zunehmende Diskussion darüber an, wie sich dies auf das Bindungsverhalten der Kinder auswirkt, wie die Qualität der Einrichtungen zu bewerten ist, etc.. Aber auch, was dazu führt, dass die Zahl der fremdbetreuten Kinder so zunimmt. Ich denke Kinderärzte sollten sich an der Diskussion beteiligen. Ein Naturgesetz stellt diese Entwicklung sicher nicht dar.

Hier ein paar Literaturempfehlungen:

Was brauchen Kleinstkinder (über das frühe Bindungsverhalten)

Psychoanalytische Sicht der Fremdbetreuung

Was Sie beachten sollten bei der
Auswahl der Tagesbetreuung Ihres Kindes

Positionspapier der
Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und
Jugendmedizin (DGSPJ)
zu Qualitätskriterien institutioneller Betreuung von
Kindern unter 3 Jahren (Krippen
)

FAZ-Artikel zur Krippenbetreuung

Diplomarbeit: Kinderbetreuung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

 


Was ist ein sinnvoller Umgang mit dem Symptom "Fieber" (9.11.2008)

Dieser sehr praxisrelevanten Frage hat sich letzte Woche ein ausführlicher Leitartikel im Archives of Diseases in Childhood gewidmet und dabei die provokative Frage gestellt:
"Why is the evidence not affecting the practice of fever management?"
Ausführlich erläutert A Sahib M El-Radhi, Autor des Buches "Clinical Manual of Fever in Children" , warum Fieber einen wesentlichen und postiven Aspekt der Infektabwehr darstellt. Dass verschiedene Infekte nachweislich schwerer verlaufen, wenn Antipyretika eingesetzt werden. Dass Fieberkrämpfe durch Antipyretika nicht verhindert werden. Dass Fieber und Schmerzen wichtige klinische Symptome zur Verlaufsbeurteilung von Krankheiten bei Kindern sind, die durch Antipyretika künstlich kaschiert werden. usw.
Besonders der zunehmend verbreitete Einsatz der "alternierenden" Gabe von Paracetamol und Ibuprofen entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage und stellt eine Ausuferung der Symptomkosmetik dar. Fieberängste werden mit dieser Empfehlung nicht abgebaut. Ebenso stellen die Autoren das Vorgehen in Frage Fieber routenmässig schon ab 38,5-39 Grad medikamentös zu senken und propagieren die Anwendung von Antipyretika erst ab 40 Grad C.
Die Autoren nennen die Anwendung von Antipyretika als mögliche "standard therapeutic intervention" in den folgenden Situationen:

Zitat:"
- where the child has symptoms such as pain, discomfort, delirium or excessive lethargy. Antipyretics serve here to improve the child’s well-being, allowing them to take fluids, and to reduce parental anxiety.
- where there is limited energy supply or increased metabolic rate (eg, burn, cardiovascular and pulmonary diseases, prolonged febrile illness, very young age, undernourishment, and postoperative state). Fever can increase the metabolic rate and may aggravate disease.
- where young children are at risk of hypoxia because of an acute respiratory condition such as bronchiolitis. The presence of fever may increase oxygen requirements and worsen disease.
- where there is high fever of over 40C, for the following reasons:
1) Children with such high fever have rarely been studied.
2) Children with such high fever are likely to be symptomatic and at high risk of dehydration and delirium.
3) Not advocating antipyretics for such high fever would cause dismay among parents and controversy among paediatricians, who may consider such a recommendation unethical."

Der Autor selber schränkt aber ein: "Although there is evidence to support the positive effects of fever, whether fever is beneficial or not is still controversial."

Es wird wohl noch einige Diskussionen zu diesem Thema geben.

 


Flüchtingskinder auf Lesbos
Ein schockierender Bericht von PRO ASYL, der heute an Mitglieder verschickt wurde. Lesen Sie hier.

Lesen Sie auch einen Bericht aus der Süddeutschen Zeitung aus dem Juni 2008.


Erhöhtes Asthma-Risiko nach Paracetamol-Einnahme bei Kindern

Babys, die das Schmerzmittel Paracetamol bekommen haben, könnten später häufiger an Asthma, allergischem Schnupfen und Hautausschlägen erkranken, vermuten Autoren einer neuseeländischen Studie, die das britische Fachblatt "Lancet" veröffentlicht hat. Die Forscher betonen, einen statistischen und keinen ursächlichen Zusammenhang gefunden zu haben. So könnte es auch einen gemeinsamen Auslöser von Schmerzen und Asthma geben.
Bei Kindern, die Paracetamol im ersten Lebensjahr bekamen, war das Risiko für Asthma-Symptome im Alter von sechs bis sieben Jahren um 46 Prozent höher als bei Gleichaltrigen, die das Arzneimittel nicht bekommen hatten. Das Risiko für allergischen Schnupfen lag 48 Prozent höher und das für Hautausschläge 35 Prozent. Außerdem beobachteten die Forscher, dass das Asthma-Risiko von Kindern, die in dem Jahr vor der Untersuchung Paracetamol genommen hatten, von der Höhe der Dosis abhing. Für die Studie befragten sie die Eltern von 200.000 Kinder im Alter von sechs bis sieben Jahren in 31 Ländern.
Richard Beasley vom Medizinischen Forschungsinstitut Neuseelands betonte, dass Paracetamol nach wie vor das beste Medikament für Kinder bei Fieber und Schmerzen sei. Er wies aber darauf hin, dass die Weltgesundheitsorganisation davor warnt, den Wirkstoff Kindern regelmäßig zu geben. Das Medikament sollte erst ab einer Körpertemperatur von 38,5 Grad verwendet werden.

Siehe auch Bericht hier.

In diesem Zusammenhang sei nochmal auf die neuen Dosierungsempfehlungen zu Paracetamol bei Kindern hingewiesen!
Die empfohlene Dosis für die Einzelgabe beträgt 10 - 15 mg/kg Körpergewicht. Eine Tagesgesamtdosis von 60 mg/kg Körpergewicht sollte nicht überschritten werden. Siehe auch hier.

Daraus leitet sich ab, dass 250 mg Zäpfchen erst ab 13 kg gegeben werden sollten!


10.9.2008 Eisenmangelanämie als Ursache für Synkopen?

Eine Synkope ist eine kurze, selbstlimitierende Bewusslosigkeit, die oft zu Stürzen führt. Als Ursache gilt eine cerebrale Hypoperfusion zum Beispiel auf Grundlage eine orthostatischen Hypotonie. Die wirklich zugrundeliegende Pathophysiologie ist unbekannt. Bis zum Alter von 15 Jahren erfahren 20% der Kinder mindestens eine Synkope. Im Alltag einer pädiatrische Notambulanz stellt dies ein fast tägliches Problem dar.
Eine Studiengruppe hat nun im Journal of Pediatrics untersucht, ob niedrige Eisenspeicher mit Synkopen im Kindesalter assoziiert sind.
In einer retrospektiven Studie wurden 206 Kinder eingeschlossen, die wegen Verdacht auf Synkope vorgestellt wurden. Hb, Ferritin, Eisen, totale Eisenbindungskapazität wurden gemessen. Nach strengen Ein/Ausschlusskriterien gingen schliesslich 106 in die Auswertung ein. Dies wurden weiter unterteilt in 2 Gruppen
A) "neurally mediated syncope" (NMS) nach folgenden Kriterien: 1) Plötzlicher Bewusstseinsverlust nach Warnsymptomen aus dem Stehen heraus, nicht während körperlicher Anstrengung, spontane Erholung nach < 2 Minuten 2) "postural orthostatic tachycardia syndrome" oder orthostatische Hypotension 3) Ausschluss anderer Ursachen.
B) non-neurally mediated syncope: nachgewiesene kardiale, neurologische, metabolische Ursachen oder unklare Ursachen bei fehlendem Verdacht auf A).

Die Laborwerte zwischen den Gruppen A und B wurden unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht als Störvariablen verglichen. 71 Patienten hatten eine NMS, 35 Patienten andere Ursachen (z.B. Basilarismigräne, SHT, TIA, Hypoglykämie, Dehydratation, etc).
In der NMS-Gruppe zeigten sich hoch-signifikant niedrigere Eisenspeicher als in der Gruppe B). Alle Laborparameter, Hb, Ferritin, Eisen, totale Eisenbindungskapazität, waren signifikant niedriger. Dabei hatten nur 18% der NMS-Gruppe eine echte, aber milde Anämie (minimal 11,1 g/dL).
Die Autoren schliessen: "These findings suggest a possible role of decreased iron supply to vital tissues in the pathophysiology of NMS."
Diese Ergebnisse sind aus verschiedenen Gründen interessant. Bereits für Affektkrämpfe wurde ein Zusammenhang mit niedrigen Eisenspeichern, auch bei fehlender Anämie, nachgewiesen und Eisentherapie wird inzwischen erfolgreich bei schweren Fällen eingesetzt. Ähnliches gilt für junge Frauen mit "chronic fatigue".
Eisenmangel wird immer mehr als ein relevantes Gesundheitsproblem indentifiziert. Neben den o.g. Problemen wird Eisenmangel inzwischen auch mit dem kindlichen Schlaganfall, dem Pseudotumor cerebri sowie im Säuglingsalter mit schlechterer koginitver Entwicklung in Verbindung gebracht. Es handelt sich daher nicht um eine Labor-Bagatelle.
Vielmehr deuten die Ergebnisse auf eine vitale Rolle des Eisens bei vielen Stoffwechselprozessen hin, nicht zuletzt des Katecholamin-Stoffwechsels und des NO-Stoffwechsels, der wesentlich die Vasomotilität und Endothelfunktion beeinflusst.

Die Botschaft dieser Studie ist, besonders bei rezidivierenden Synkopen (NMS), das Labor nicht auf Hb zu beschränken sondern auszuweiten auf Ferritin und Eisenbindungskapazität, da auch ohne Anämie ein Eisenmangel signifikant und klinisch relevant sein kann.
In einem nächsten Schritt müssen jetzt Therapiestudien den Zusammenhang klinisch untermauern.


26.7.2008 Neue Leitlinie zum Screening auf Hyperlipidämie im KindesalterDie American Academy of Pediatrics hat aktualisierte Leitlininen zum Hyperlipidämie-Screening im Kindesalter publiziert. Die Autoren betonen, dass schon im Kindesalter die klassischen Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen wie hohes LDL, niedriges HDL, Hypertonie, etc. ein Rolle spielen. Nach heutiger Datenlage erreichen Kinder mit ca. 2 Jahren erwachsene Lipid-Konzentrationen. Es gibt jedoch ethnisch, altersabhängig und geschlechterspezifisch Schwankungen vor allem um die Pubertät. Daneben ist die Risiko-Abschätzung für die Entwicklung für eine spätere Ateriosseklerose-Entwicklung schlechter durch Studien untermauert als bei Erwachsenen. Die AAP gibt daher die in dieser Tabelle aufgeführten Obergrenzwerte nach Altersgruppe und Geschlecht differenziert an. >95er Perzentile ist dabei sicher pathologisch. Ein Screening von Nüchtern-Lipidprofil wird für alle Risikokinder (positive oder unbekannte Familienanamnese, Übergewicht, Diabetes, Rauchen) empfohlen. Dieses Screening sollte ab 2 Jahre, aber nicht später als im 10.Lebensjahr erfolgen. Bei Normalwerten wird ein "Re-Test" nach ca. 3 Jahren empfohlen.
Therapeutisch stellen die Autoren 2 Säulen auf:
1) "Population approach"
Aufklärung über gesünderen Lifestyle: Ernährung, körperliche Aktivität. Dabei weisen die Autoren auf neuere Programme hin, die bereits im ersten Lebensjahr ansetzen (z.B. Special Turku Risk Intervention Program).
2) "Individual approach"
Betrifft vor allem "high risk" Patienten (pos. Familienanamnese, hohes ges. und LDL Cholestering, etc.). In diesem individuellen Ansatz wird ausführlich auf die medikamentöse Therapie (v.a. Statine) eingegangen. Für Kinder > 10 Jahre werden konkrete LDL-Konzentrationen angegeben, ab denen eine pharmakologische Therapie erfolgen sollte. Die Basis dieser Empfehlung im Sinne von Risiko-Nutzen-Abwägung nach Kriterien der "evidence based medicine" ist aber bezüglich der Langzeitdaten mager, wie bereits in den ersten Leserbriefen an Pediatrics diskutiert wird. Punkt 7) der Zusammenfassung der Leitlinie wird daher sicher eine lebhafte internationale Diskussion anregen, auch wenn die Formulierung viel Konjunktiv enhält:

  • For patients 8 years and older with an LDL concentration of 190 mg/dL (or 160 mg/dL with a family history of early heart disease or 2 additional risk factors present or 130 mg/dL if diabetes mellitus is present), pharmacologic intervention should be considered. The initial goal is to lower LDL concentration to <160 mg/dL. However, targets as low as 130 mg/dL or even 110 mg/dL may be warranted when there is a strong family history of CVD, especially with other risk factors including obesity, diabetes mellitus, the metabolic syndrome, and other higher-risk situations.

NACHBEMERKUNG: Im Zusammenhang mit Statinen ist übrigens eine diese Woche im NEJM erschienene Arbeit sehr interessant. Es ist bekannt, dass einige Patienten eine Statin-induzierte Myopathie entwickeln, Rhabdomyolyse-Fälle kommen vor. Jetzt haben Untersucher der sog. SEARCH Collaborative Group haben nun ein Polymorphismus des SLCO1B1 Gens auf dem Chromosom 12 als Risikofaktor für eine Myopathie gefunden. Ein Screening auf diesen Polymorphismus könnte zukünftig eine bessere Risiko-Nutzung-Abwägung erlauben.



Aus gegebenem Anlass haben epileptologische Fachgesellschaften angehängte
Stellungnahme zur Aut-idem Regelung bei der Verschreibung von Antiepileptika

verfasst, die ich dringend bitte zur Kenntnis zu nehmen.


Hypothermie bei schwerem SchädelhirntraumaDas Thema ist derzeit ein echter Hit in der Neonatologie/päd. Intensiv. Hyopthermie gilt als erfolgversprechendes Konzept zur Neuroprotektion insbesondere nach schwerer Asphyxie. Ermutigt durch positive klinische Studien bei Neonaten wird die Anwendung derzeit auf ältere Kinder ausgedehnt. Und, im Rahmen einer Kanadischen Studie unter Leitung des Hospital for Sick Children (NEJM 5.6.08), jetzt auch auf Kinder mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma. 225 Kindern mit schwerem SHT wurde randomisiert in eine Hypothermie und einen Non-Hypothermie-Gruppe eingeteilt. Als Outcome-Kriterium galt der Anteil der Kinder mit "unfavorable outcome" gemessen mit dem Pediatric Cerebral Performance Category score .
Die Auswertung ergab eine Tendenz zu Ungunsten der Hypothermie-Gruppe: " In children with severe traumatic brain injury, hypothermia therapy that is initiated within 8 hours after injury and continued for 24 hours does not improve the neurologic outcome and may increase mortality."

. Aus Medscape: " "We were surprised by this trend in increased mortality [in the hypothermia group]. It looks as though it is clinically significant, but the numbers are small and the study was not designed to look at this outcome," principal investigator James Hutchison, MD, from the Hospital for Sick Children, in Toronto, Ontario, told Medscape Neurology & Neurosurgery. " Die Autoren schränken aber selber ein, dass nicht das Prinzip an sich in Frage gestellt sein muss. Eher könnten Teilaspekte wie der Zeitpunkt, zu dem die Hypothermie begonnen wurde, die Geschwindigkeit des Kühlens, Zeitpunkt und Geschwindigkeit des Aufwärmens, etc. eine Rolle spielen. Dies wurde bereits 2003 in einem Kommentar von Frank Shann im Lancet diskutiert. Übrigens widmet Lancet auch in der akutellen Ausgabe dem Thema Hypothermie ein Review ( Dr Kees H Polderman).

Die Euphorie dürfte etwas gebremst sein, die Forschung muss hingegen weiter gehen.
Warum? Darum: " traumatic brain injury is the most common cause of death and acquired handicap in children."


Das Dilemma des Impact Factors ist, dass man nicht mehr dran vorbei kommt, wenn man wissenschaftlich tätig ist. Dass er problematisch ist, wird jetzt in einem international viel beachteten Editorial in der Zeitschrift Journal of Child Neurology diskutiert und dargelegt. Ein lesenswerter Artikel.
Die Diskussion ist keinesweg neu. Schon 2002 widmete sich das Ärzteblatt in einem Editorial dem Thema.
Kritische Würdigung erhielt die Ausrichtung nach dem Impact Factor auch in einem aktuellen Editorial von Prof. Schlack in der "Kinderärztliche Praxis", anlässlich der Mitteilung, dass der einzige Lehrstuhl für Sozialpädiatrie (LMU, München) nicht wieder besetzt werde. Zitiat: " ... Hochschulen befinden sich nicht - frei schwebend - in luftleerem Raum. Ihre gesellschaftliche Verantwortung gegen über den - hier sozialpädiatrischen - Herausforderungen unserer Zeit muss angemahnt werden: Impactpunkte und die Höhe der eingeworbenen Drittmittel können nicht das alleinige Maß der Dinge sein."


Honig ist besserer Hustenstiller als Dextrometorphan

Honig ist bei nächtlichen Hustenanfällen bei Kindern wirksamer als Dextrometorphan, einem v.a. in den USA beliebter "Hustenstiller". Dies ist das Ergebnis einer Studie am Penn State College of Medicine. Bereits kleine Mengen von Buchweizenhonig 30 Minuten vor dem Schlafengehen verhalfen den Kindern zu besserem Schlaf und Erleichterung von Hustenreizen. An der Doppelblind-Studie waren 105 Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 18 Jahren beteiligt. Beide Substanzen hatten Honig-Geschmack. Die Studie hat aus 2 Gründen besondere Bedeutung. Im Sommer 2007 wurde der Hustenstiller Clobutinol in Deutschland verboten. In USA wurde von der FDA festgestellt, dass sog. "over the counter" Hustenmittel, dazu zählen HUstenstiller, Antihistaminika, "Schleimlöser", "no longer suitable" für Kinder unter 2 Jahren seien. In Deutschland wird vor allem Capval-Saft aktiv beworben. Es muss aber angesichts dieser Studienergebnisse und der allgemein negativen Bewertung von Hustemitteln aller Art in einer Vielzahl von Studien sowie Berichten von schweren Zwischenfällen in Frage gestellt werden, ob Hustenstiller überhaupt noch rezeptiert werden sollten. Die Fachzeitschrift "The Lancet" äussert sich in einem Editorial vom April 2008 eindeutig zu jeglicher Hustenmedikation bei Kindern:
" Until there is evidence that cough medicines are effective in children, they should be removed from sale altogether."

Omas Hausrezepte scheinen hier eine echte Alternative zu sein. Jetzt gar, in Form von Honig, "evidence based". ABER: auch bei Hausmittelchen ist die Sicherheit nicht immer uneingeschränkt gesichert. Die Problematik des Säuglingsbotulismus muss hier erwähnt werden, wie Prof. Riedel, Hamburg, in einem Kommentar zu dieser Studie in "Kinder- und Jugendarzt" anmerkte!


FSME im Kindesalter. Schwere Komplikationen kommen vor!

Die Entscheidung pro/contra FSME-Impfung im Kindesalter wird nicht zuletzt dadurch erschwert, dass wenig Daten zum FSME-Verlauf im Kindesalter vorliegen. Angesichts der jahrelangen Ansicht, dass es kaum Komplikationen der FSME im Kindesalter gibt, ist anzunehmen, dass auch die FSME-Diagnostik eher zurückhaltend erfolgte. So ist grundsätzlich von einer nicht unerheblichen Dunkelziffer auszugehen.
Trotzdem, die jetzt vorliegenden Daten aus Österreich füllen eine Informationslücke, die sicher mit zu einer Versachlichung der Debatte beitragen werden.
Vorgestellt werden in Acta Paediatrica (Mai 08) die retrospektiven Daten von 116 Kindern (<16 Jahre), bei denen im Zeitraum von 1981 bis 2005 in der Steiermark eine FSME diagnostiziert wurde.
Bei einem Altersmittel von 9,1 Jahren, war der jüngste Patient gerade 3 Monate alt. Fast 80% der Fälle verliefen als Meningitis, 20% als Meningoencephalitis. Der überwiegende Teil der Patienten (64,6%) zeigte einen biphasischen Verlauf mit zunächst Grippe-Symptomen, ca. 1 Woche später gefolgt von Mengingitis/encephalitis. Dauer des stationären Aufenthaltes 6-46 Tage, 6 Patienten wurden intensivmedizinisch versorgt ("severe somnolence, epileptic status, hemiparesis"). 4 dieser 6 waren 0-3 Jahre alt. Insgesamt zeigten 2 Patienten schwere Folgeschäden, davon einer eine schwere Epilepsie, ein weiterer eine Hemiparese (Alter 5 Jahre bei Diagnose). Letzterer war der einzige Patient, der 3 Impfungen erhielt (3.Impfdosis hablbiert), bevor es zur FSME kam.Dies wird in der Arbeit zwar kurz diskutiert, eine befriedigende Erkärung liefern die Autoren aber nicht. 112 der Kinder waren nicht geimpft, 2 erhielten eine Dosis kurz vor Erkrankung.
Letztlich kann bei zunehmend vorhandener Datenlage festgestellt werden, dass schwere Verläufe mit Folgeschäden im Kindesalter sehr wohl vorkommen. In diesem Sinne wird in der April-Ausgabe des Pediatric Infectious Disease Journal ein Todesfall eines Adoleszenten mit FSME aus der Schweiz beschrieben.
Die Zeitschrift Acta Paediatrica widmet der FSME (Tick-borne encephalitis) im Kindesalter zusätzlich ein Editorial. In diesem schreibt Lars Lindquist vom Karolinska Institut: "There is no reason to refrain from TBE (0tick-borne encephalitis) vaccination of children because of a risk of serious adverse events". Eher sollte die Frage des individuellen Risikos für eine FSME-INfektion (und die Kosten?) die Impfentscheidung beeinflussen.


Erneute Myositis epidemica Welle in Deutschland !!

In Nordrheinwestfalen und nach Rückmeldungen vieler Kollegen auch im restlichen Deutschland, vor allem auch Süddeutschland, läuft augenscheinlich wie 2006 erneut eine epidemische Ausbreitung einer Myositis bei Schulkindern, vorwiegend (ausschliesslich?) Jungen. Es handelt sich um Fälle von Kindern, die im Rahmen eines oft hoch-fieberhaften Virusinfektes plötzlich heftige Wadenschmerzen beklagen. Die Patienten sind kaum noch in der Lage zu laufen oder laufen auf Zehenspitzen, um die Waden zu entlasten. Die Schmerzen sind dabei weniger bei Belastung der Wadenmuskulatur als bei Dehnung und Berühung der Waden sehr massiv. Meist ist die Haut der Beine marmoriert. Bei diesen Kinder sollte eine CK-Bestimmung erfolgen. Werte über 20.000 U/l wurden wiederholt an der Universitätskinderklinik Düsseldorf und anderen Kliniken gemessen. Der Verlauf scheint FAST immer benigne zu sein. In der Regel sind die Kinder nach 3-5 Tagen beschwerdefrei. ALLERDINGS sind uns inzwischen aus der Fachliteratur doch Fälle bekannt, bei denen es zu Rhabdomyolyse und Nierenversagen kam. Eine Herzbeteiligung ist niemals beschrieben.
Im Anhang findet sich ein review zu diesem auch Myalgia epidemica oder "acute benign childhood myositis" genannten Phänomen.

Bitte melden Sie mir oder Fr. Dr. Mall (RKI) aktuelle Fälle, die jetzt mit dem Robert-Koch-Institut systematisch erfasst werden!
Infoschreiben des RKI
.
Das RKI bietet umsonst PCR-Untersuchungen zum Erregernachweis aus Stuhl und Nasen/Rachenabstrich an!
Fragebogen
daniel.tibussekmed.uni-duesseldorf.de
Sabine.Mallliga.nrw.de Stand 3.3.2008: Inzwischen wurden mir aus mehr als 15 deutschen Städten sowie aus der Schweiz und Holland Myositis-Fälle gemeldet. Es handelt es somit um eine Epidemie grösseren Ausmasses. Nach eigenen Untersuchungen ist mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Influenza-B Epidemie verantwortlich.

Anbei ein bespielhaftes Video, das das sehr ungewöhnliche Gangbild dieser Patienten im Akut-Stadium zeigt.


Raucher in Kino-Filmen stellen Risikofaktor für späteres Rauchen bei Grundschulkinder dar

Dies ist das Ergebnis einer gross angelegten Longitudinalstudie aus New Hampshire, veröffentlicht in Pediatrics. Für die Studie wurden 9-12-jährige Kinder verfolgt. Dabei wurde in einem aufwendigen Verfahren der "Movie smoking content" bestimmt, dann analysiert welche der Bestseller-Filme die Kinder gesehen hatten, um dann den Zusammenhang zwischen "Movie smoking exposure" und Beginn zu Rauchen in der Studienperiode zu untersuchen. Dabei fanden die Untersucher einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem "Movie smoking exposure" und Rauchbeginn, wobei das relative Risiko bei 1,07-1,09 lag. Die Autoren schliessen mit folgender Feststellung: " Overall, movie smoking may be responsible for at least one third of smoking initiation for children in this age group."
Während der generelle Zusammenhang schon früher bei Studien von Jugendlichen gefunden wurde (Lancet), also einem Alter kurz vor Beginn des Rauchens, so findet sich hier ein eindeutiger Hinweis, dass auch schon in früher Kindheit das Risiko später zu Rauchen in gleicher Weise erhöht ist. Dies ist ein klarer Aufruf Präventionsmassnahmen bereits im Grundschulalter zu starten. An Eltern geben die Autoren die Empfehlung den Konsum von Risikofilmen einzuschränken. Während früher nur altersbeschränkte Filme (> 16 Jahren) als Risiko angesehen wurden, fand sich jetzt, dass auch für die Altergruppe der 9-12-jährigen zugelassene Filme einen erheblichen Anteil des "Movie smoke exposure" ausmachen (79%). Noch weitergehend wird daher die Forderung gestellt, dass Filme ohne Alterbeschränkung grundsätzlich auf Rauch-Szenen verzichten sollten.
Die Studie wurde erstaunlicherweise nicht von der Tabakindustrie sondern vom National Cancer Institute finanziert.


Antidepressiva und Suizidalität. Skandal ohne Ende?

Höchst beunruhigend waren Daten, die im American Journal of Psychiatry im September 2007 präsentiert wurden. Angeblich waren nach dem Rückgang der SSRI-Verschreibungen, der auf Berichte von erhöhter Suizidalität unter SSRI bei Kindern und Jugendlichen zurückzuführen war, in dem Masse Suizide bei Kindern und Adoleszenten gestiegen, wie SSRI-Verschreibungen zurückgegangen waren. Wie das arzneitelegramm in seiner neuesten Ausgabe berichtet, machen jetzt Ko-Autoren Rückzieher und Statistiker mahnen zur Skepsis. Ko-Autor R. HERINGS : "Keiner der Autoren schlussfolgerte, dass durch geringeren Verbrauch von Antidepressiva die Suizidrate ansteigen wird. Das ist eine Korrelationsstudie, und wir sind uns sehr wohl im Klaren darüber, dass wir aus ihr keine kausalen Schlüsse ziehen können."
Herings selbst hat bei Publikation 2007 allerdings einen erheblichen Interessenskonflikt als Ko-Autor verschwiegen. Er erhielt z.B. Gelder von Janssen-Cilag für eine 2003 veröffentlichte Studie "Increased suicide attempt rate among patients interrupting use of atypical antipsychotics."
Inhaltlich wichtig ist aber vor allem, dass das CDC der Einischätzung der Studie aus dem September 2007 widerspricht und sich auf aktuelle Todesfallstatistiken bezieht. Lesen Sie hierzu einen entsprechenden Leserbrief aus der Dezember-Ausgabe des Am J Psychiatry .
Es ist mindestens befremdlich, dass augenscheinlich immer wieder Zahlen missbraucht, bewusst (?) fehlinterpretiert oder gar zurückgehalten werden. Letzteres wurde z.B. 2004 bekannt, als das CMAJ (the journal of the Canadian Medical Association) berichtete, dass eine Pharmafirma Studienergebnisse zur Anwendung von Paroxetin bei Kindern und Jugendlichen zurückgehalten hatte, die auf einen fehlenden Nutzen hindeuteten. Die Frage der Suizidalität von depressiven Jugendlichen und Kindern ist wohl seitdem weiterhin nicht abschliessend zu beantworten (siehe auch hier) .
Sicher aber mahnt die SSRI-Geschichte zur Skepsis gegenüber Pharma-gesponsorten Studien. Dies untermauernd sei hier eine systematischen Übersichtsarbeit von Lexchin et al. (BMJ 2003) empfohlen.


Orale Pyelonephritis-Therapie gleichwertig zu iv-Antibiose?

Im aktuellen Journal of Pediatrics wird eine italienische Studie an 571 Kindern im Alter von 1 Monat- < 7 Jahren mit Pyelonephritis kommentiert. Dies im BMJ bereits 2007 publizierte (BMJ 2007;335:386-92) randomisiert, kontrollierte Studie vergleicht die Effektivität von oraler Antibiose (Oral amoxicillin clavulanate (50 mg/kg/day in 3 doses for 10 days) und iv-Antibiose mittels Ceftriaxon (50 mg/kg/d über 3 Tage) gefolgt von 7 Tagen genannter oraler Antibiose. Primäres Outcome-Kriterium war "renal
scarring". Sekundäres Kriterium war Zeit bis zur Entfieberung (<37°C), Reduktion der Entzündungsparameter und Prozentsatz des sterilen Urins nach 72 Stunden. Die Studie fand keine Unterschiede in der Effektivität zwischen oraler und intravenöser Antibiose (mit oraler Fortsetzung).
Diese Ergebnisse sind sehr ermutigend, die Kommentatoren mahnen aber zur Wachsamkeit insbesonder in Hinblick auf die Möglichkeit der schlechten Compliance bei oraler Antibiose. Hier gilt also weiterhin eine Abwägung im EInzelfall in Abhängigkeit auch von der Zuverlässigkeit der Eltern. "However, the pediatrician must ensure that parents understand the potential seriousness of this infection and are motivated to complete the administration of the antimicrobial medications and appropriate follow-up studies".


2007 zweitwärmstes Jahr seit Dokumentation2007 war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes das zweitwärmste Jahr seit der flächendeckenden Dokumentation in Deutschland. Ob das Rekordjahr 2000 noch überboten wird ist noch nicht sicher, Tatsache aber dass der Trend zur Erwärmung sich weiter fortsetzt. Ein paar Links zum Klimawandel und zu möglichen medizinischen Folgen des Klimawandels:Deutscher WetterdienstÄrzteblattWHO Berichte zum Klimawandel

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit


England streicht Gelder für Homöopathie

Die aktuelle Ausgabe des Lancet widmet sich mal wieder ein wenig dem Thema Homöopathie. Dabei stehen zwei Meldungen im Mittelpunkt der Kommentare. Erstens die Streichung von öffentlichen Geldern für homöopathische Kliniken in England und zweitens die Tatsache, dass in Indien die Nutzung von Homöopathie Weltrekorde erreicht, egal ob zur Therapie bzw. Prophylaxe von Malaria, Typhus oder AIDS. Alles schein möglich.
Ich habe angelehnt an einen Kommentar dazu in der Lancet-Ausgabe eine Art persönliches Editorial geschrieben, dass sie HIER herunterladen können.
Interessant für den Einstieg ist ein Artikel aus der Welt vom 19.11.2007. Darin steht bemerkenswerterweise folgender Ausspruch von sagt Curt Kösters, zweiter Vorsitzender des Zentralvereins homöopathischer Ärzte: " "Die Mehrheit der konventionellen Ärzte hier sieht die Homöopathie gelassen. Sie verstehen nicht, warum es hilft, aber vermitteln die Patienten an uns weiter." Wenn er sich da mal nicht täuscht?!
Das Bundessozialgericht in Deutschland ist jedenfalls von den Einschnitten wie in UK weit entfernt. Siehe HIER.


Eisenmangelanämie als Risikofaktor für kindlichen Schlaganfall

In der aktuellen Ausgabe von Pediatrics wird ein interessanter Aspekt des kindlichen Schlaganfalls näher untersucht. Schon seit mehreren Jahren gab es Hinweise darauf, dass das Rezidiv-Risiko nach kindlichem Schlaganfall durch eine bestehende Eisenmangelanämie erhöht wird.
Jetzt wurde in einer Fall-Kontroll-Studie von Patienten aus dem "stroke registry" des Hospital for Sick Children (Toronto, Ontario, Canada) dieser Zusammenhang tendenziell bestätigt. Kinder im Alter von 12 bis 38 Monaten, die keinen weiteren Schlaganfall-Risikofaktor zeigten, wurden untersucht. Eisenmangelanämie wurde definiert als: Hb <110 g/L, MCV <73 fL, Serum Ferritin <12 µg/L.
In der Stroke-Gruppe befanden sich 15 Kinder, die Kontrollgruppe umfasste 143 gesunde Kinder. Es zeigte sich, dass Schlaganfall-Kinder eine 10-fach höhere Wahrscheinlichkeit einer Eisenmangelanämie haben. Wichtiger noch: 50% der Schlaganfallkinder ohne weitere identifizierbare Risikofaktroen hatten einen Eisenmangelanämie.
Auch wenn die Fall-Gruppe relativ klein ist verglichen mit Schlaganfall-Studien bei Erwachsenen, so muss man diese Hinweise doch vor allem deshalb ernst nehmen, weil es sich um eine Möglichkeit der Primär-Prävention (und nach Schlaganfall Sekundärprävention) im Kindesalter handelt.
Weitere Infos zu kindlichem Stroke


Also doch? Kortison bei Facialisparese.

Ein jahrelanges Streitthema bleibt aktuell, wie man an einer aktuellen Publikation im NEJM (Okt 2007) sieht. Nachdem 2 Cochrane-Reviews der letzten Jahre zu einer negativen Bewertung der Kortisontherapie kamen, wurde eine Kommission des National Institute for Health Research gegründet, die die Frage wissenschaftlich erneut klären sollte. In einer Studie, die höchste methodische Qualitätskriterien erfüllt (doppelblind, randomisiert, placebo-kontrolliert), wurden 496 Patienten > 16 Jahre mit idiopathischer " Bell's palsy" untersucht. Verglichen wurde die Therapie mit Prednisolon, Aciclovir, Prednisolon+Acyclovir oder Plazebo. Zielparameter war der Anteil der vollständigen Remission nach 3 und 9 Monaten Beobachtungszeitraum. Eingeschlossen wurden nur Patienten, die innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten von Symptomen mit der Therapie begannen. Nach 9 Monaten waren 94% der Prednisolon-Gruppe vs. 82% der Patienten, die nicht mit Prednisolon behandelt wurden (P<0.001) in Remission. Remissionsraten waren 85% mit zusätzlichem Aciclovir und 91% ohne Aciclovir. Patienten, die nur mit Aciclovir behandelt wurden, zeigten eine Erfogsrate von 85% vs. 90,8 in der Placebogruppe, so dass sowohl in der Kombination als auch in der Monotherapie Aciclovir den Verlauf ungünstig zu beeinflussen scheint.
Der Erfolg des frühen Prednisolons über 10 Tage gegenüber Placebo bzw. Aciclovir ist in dieser Studie an Erwachsenen (!) jedoch statistisch hoch-signifikant. Dass die Studie an Erwachsenen unternommen wurde, ist nicht unwesentlich. Während Erwachsene in 20-30% d.F. eine persitstierende Facialislähmung unterschiedlicher Ausprägung haben, geht man bei Kinder von einer nahezu 100%igen Ausheilung nach 12 Monaten aus. Unbekannt ist aber, ab welchem Alter die Prognose sich verschlechtert und man könnte erwägen die Ergebnisse der aktuellen Studie auf Jugendliche zu übertragen. Bei präpubertären Kindern ist wohl eher weiterhin gültig, was 2006 im "Canadian Family Physician" zu lesen war: " Until a large randomized controlled trial can prove benefit, these patients should not be treated with steroids. The vast majority will recover fully without treatment."


Früher TV-Konsum behindert die SprachentwicklungWie das Journal of Pediatrics in der aktuellen Ausgabe berichtet, führt der sehr frühe Medienkonsum (TV/DVD/Video) zu einer Sprachentwicklungsverzögerung. Die Wissenschafter der University of Washington untersuchten 1008 Kinder im Alter von 2-24 Monaten zunächst per Telefon-Interview. Zusätzlich erfolgte eine standardisierte Erfassung der Sprachentwicklung mittels des "MacArthur-Bates Communicative Development Inventory" (CDI). Im Alter zwischen 8-16 Monaten zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Zeit des Medienkonsums (in Stunden) und einem Abfall im Ergebnis des CDI.
Diese Ergebnisse sind trotz vieler offener Fragen beunruhigend. Die selbe Studiengruppe fand früher heraus, dass in USA mit 3 Monaten 40% (!!!) der Säuglinge regelmässigen "Medien-KOnsum" haben. Mit 2 Jahren springt der Prozentsatz auf satte 90%.
Ein paar Zitate der Autoren zu ihren Studienergebnissen:
“The results surprised us, but they make sense. There are only a fixed number of hours that young babies are awake and alert. If the ‘alert time’ is spent in front of DVDs and TV instead of with people speaking in ‘parentese’ – that melodic speech we use with little ones – the babies are not getting the same linguistic experience,” said Meltzoff, who is the Job and Gertrud Tamaki endowed chair in psychology at the UW.

“Parents and caretakers are the baby’s first and best teachers. They instinctively adjust their speech, eye gaze and social signals to support language acquisition. Watching attention-getting DVDs and TV may not be an even swap for warm social human interaction at this very young age. Old kids may be different, but the youngest babies seem to learn language best from people,” Meltzoff said.

“In my clinical practice, I am frequently asked by parents what the value of these products is,” said Christakis. “The evidence is mounting that they are of no value and may in fact be harmful. Given what we now know, I believe the onus is on the manufacturers to prove their claims that watching these programs can positively impact children’s cognitive development.”

Ein abschliessender Schlüsselsatz ist dieser: “We don’t know for sure that baby DVDs and videos are harmful, but the best policy is safety first. Parents should limit their exposure as much as possible,” said Zimmerman. “Over the course of childhood, children spend more time watching TV than they do in school. So parents need to spend as much time monitoring TV and other media viewing as they do in monitoring their children’s school activities.”

 


Prof. Schmitt zu Novartis

Aus der aktuellen Auflage von "Kinder- und Jugendarzt": " Prof. Schmitt verlässt das Zentrum für Präventive Pädiatrie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und gleichzeitig nach 12 Jahren die STIKO, um demnächst den Bereich "Medizin Europa" bei "Novartis Vaccine and Diagnostics" zu übernehmen."


Probiotika bei Gastroenteritis. Nicht alle gleich wirksam?In der aktuellen Ausgabe des BMJ werden 5 verschiedene Präparationen von Probiotika in einer randomisierten, kontrollierten klinischen Studie von ambulanten Patienten verglichen. Neben einer Kontrollgruppe wurden die 571 Kinder im Ater von 3-36 Monaten mit den folgenden Probiotika behandelt: Lactobacillus rhamnosus GG; Saccharomyces boulardii; Bacillus clausii; Mixtur aus L delbrueckii var bulgaricus, Streptococcus thermophilus, L acidophilus, und Bifidobacterium bifidum; oder mit Enterococcus faecium SF68. Gemessen wurde die Dauer der Diarrhoe, Zahl und Konsistenz der Stühle. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten bezüglich Dauer und Zahl der Stühle nur Lactobacillus rhamnosus GG und die o.g. Mixtur eine signifikante Überlegenheit im Vergleich zur reinen oralen Rehydratation.
Die Autoren schlussfolgern: "The efficacy of probiotic preparations for the treatment of children with acute diarrhoea is related to the strain of bacteria."

Wichtig: Diese Studie ist NICHT Pharma-gesponsort!


Clobutinol verboten (31.8.2007)

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat Hustenmedikamente mit dem Wirkstoff Clobutinol mit sofortiger Wirkung vom Markt genommen. Sie dürfen wegen der Gefahr von Herzrhythmusstörungen nicht mehr verkauft werden. Patienten sollten clobutinolhaltige Säfte, Tropfen oder Kapseln nicht mehr einnehmen. Pharmahersteller wie Ratiopharm und Boehringer Ingelheim riefen ihre betroffenen Medikamente umgehende zurück. In Deutschland sind unter anderem die Präparate Silomat (nicht betroffen sind die Silomat-Lutschpastillen mit einem anderen Wirkstoff), Hustenstiller-ratiopharm Clobutinol, Hustenstiller STADA, Tussed, Rofatuss und Nullatuss vom Verbot betroffen.


CAVE: Topiramat verursacht Anhidrose und Hyperthermie

Ein wahrscheinlich unterschätztes Problem. Im aktuellen Ärzteblatt (6.8.2007) wird eine Mitteilung der Arzneimittelkommision der Deutschen Ärzteschaft veröffentlicht, in der über die Gefahr von Hyperthermie-Episoden durch ANhidrose unter Topiramat berichtet wird. Nachdem ich persönlich schon 3 Fälle in drei Jahren erlebt habe und eine jüngere Studie von Raten von 10% im Kindesalter ausgeht, muss man davon ausgehen, dass eine erhebliche Dunkelziffer besteht. Bei Kindern unter Topiramat, die unerklärliche Fieberepisoden zeigen, sollten Sie die Eltern gezielt fragen, ob ihr Kind schwitzt. Meist wird den Eltern es erst gewahr wenn sie darauf angesprochen werden.
Weitere Literatur dazu hier.


Cannabis erhöht Psychose-Risiko!

Die Schlussfolgerung eines jetzt im Lancet publizierten systematischen Reviews ist so deutlich, dass dies ab sofort zum Grundwissen eines jeden Pädiaters gehören sollte: " ..., we conclude that there is now sufficient evidence to warn young people that using cannabis could increase their risk of developing a psychotic illness later in life." Das Risiko ist bereits bei einmaligem KOnsum erhöht "There was an increased risk of any psychotic outcome in individuals who had ever used cannabis". Dabei kommt die gepoolte Auswertung aller bisher dazu publizierten Studien guter Qualität zudem zu dem Ergebniss, dass es einen eindeutigen Dosis-Wirkung-Zusammengang gibt. Je regelmässiger der KOnsum, desto mehr steigt das Psychose-Risiko. Die Autoren betonen zudem, dass aus Ihrer Sicht weitere Studien als schon durchgeführte keine weitere Klarheiten bieten würden. Diese Ergebnisse müssen Pädiater, Pädagogen und Eltern gleichermassen wachrütteln, vor allem vor dem Hintergrund von Konsumraten von bis zu 20% der Jugendlichen, die mindestens wöchentlich Kannabis konsumieren. In einem Kommentar in derselben Ausgabe sind folgende bemerkenswerte Zahlen zu lesen: " If there is a true causal relation, the increased risk of 40% would mean that 14% of psychotic outcomes in the UK might not occur if cannabis was not used. " Die zukünftige Aufklärung wird sicher nicht zuletzt dadurch erschwert, dass der Anteil der ehemaligen Konsumenten unter den potentiellen Aufklärern rein statistisch beträchtlich sein dürfte.


Akute Facialisparese im Kindesalter: 65% Neuroborreliose in Endemiegebieten

Eine norwegische Studie, die jetzt im Scandinavian Journal of Infectious Diseases veröffentlicht wurde, zeigte, dass in 65% aller Fälle einer akuten Facialisparese im Kindesalter eine Neuroborreliose nachgewiesen werden kann. Dabei zeigten 72 von 73 Betroffenen eine lymphozytäre Pleozytose. Die Studie wurde in einem Endemie-Gebiet (Stavanger) durchgeführt, was berücksichtigt werden muss. Eine Neuroborreliose wurde angenommen wenn 1) Pleozytose + positive Serologie im Serum und/oder Liquor 2) Pleozytose+negative Serologie + Erythema migrans (probable borreliosis). 3) Bei negativer Serologie+Facialisparse+Pleocytose propagieren die Autoren eine Serologie-Kontrolle ("probable borreliosis"). Abweichend von den deutschen Leitlinien wurde kein Westernblot vorgenommen.
Trotz einiger methodischer Zweifel bleibt die Botschaft eindeutig: bis zum Beweis des Gegenteils ist jede Facialisparese bei Kindern eine Neuroborreliose. Dies sollte vor allem auch Nicht-Pädiater interessieren! An vielen Fällen besonders bei Jugendlichen lässt sich dokumentieren, dass z.B. in der HNO weder die LP Standard ist, noch dass man sich hier für die fehlende Evidence einer Kortison-Therapie zu interessieren scheint.


Was brauchen Kleinstkinder

Unter diesem Titel fand im Mai 2007 ein Symposium in Frankfurt am Main statt. Sir Richard Bowlby hat dort einen Vortrag zu den Bindungsbedürfnissen von Babys und Kleinkindern in der Fremdberteuung gehalten, der jetzt in deutscher Übersetzung im Internet erhältlich ist (wie auch alle anderen Vorträge). Viele Kolleginnne und Kollegen halten diesen Vortrag für einen wichtigen Beitrag in der aktuellen Diskussion um die optimale Kinderbetreuung vor allem im Klein- und Kleinstkindesalter.


Kein nasales Desmopressin mehr bei Enuresis?

Wie das arznei-telegramm in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, wird nun nach Frankreich (2006) auch in Großbritanien die Indikation "primäre Enuresis nocturna" für nasales Desmopressin gestrichen. Wie seit Jahren immer wieder auch z.B. in der Monatsschrift Kinderheilkunde berichtet, können unter Desmopressin schwerwiegende Wasserintoxikationen auftreten, die mit Hyponatriämie und Krampfanfällen einhergehen können. Aus der Begründung der britischen Arzneibehörde (MHRA):
" Hyponatraemia was reported at a rate of approximately 15 cases per 100 000 patient years of exposure for nasal formulations of desmopressin and 6 cases per 100 000 patient years for oral formulations of desmopressin, and was predominantly associated with overdose, excessive fluid intake or inappropriate use. " PDF
Aus einem Interview mit Univ.-Prof. Dr. Christian Radmayr, Wien:
"Ganz entscheidend ist, die Eltern auf diese schwerwiegende Nebenerscheinung aufmerksam
zu machen, damit sie rechtzeitig die Zeichen erkennen und damit eine etwa eintretende Hirndrucksymptomatik mit den weiteren Folgen verhindert werden kann. Ein sehr einfaches und probates Mittel ist, die Kinder unter Desmopressin- Therapie jeden Morgen nach dem Aufstehen und nach der Blasenentleerung auf die Waage zu stellen. Sollte auf einmal innerhalb kürzester Zeit und ohne sonstigen
Grund das Kind unerklärlich an Gewicht zugenommen haben, muss an eine vermehrte Wassereinlagerung
im Körper gedacht werden und es soll sofort der Arzt/Ärztin aufgesucht werden."


Asthma durch Feuchtigkeit und Schimmelbefall in Wohnräumen In der klinischen Praxis ist es für die, die mit chronisch atemwegserkrankten Säuglingen und Kindern zu tun haben, immer wieder ein Verdacht gewesen, der sich jetzt auch im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie, die mit hohem Aufwand in Finnland durchgeführt wurde, bestätigt. Kinder, die in feuchten Wohnungen leben, haben ein höheres Asthma-Risiko als Kontrollgruppen. Die Untersucher liessen Hausbesuche durch speziell ausgebildete Ingenieure durchführen, die Feuchtigkeit und Schimmelbefall akribisch dokumentierten. Auch die Zeit, in der die Kinder in diesen Wohnräumen lebten, wurde dokumentiert.
Das Ergebnis: Feuchtigkeit und Schimmelpilzbefall in den hauptsächlich genutzen Wohnräumen (v.a. Schlafzimmer) erhöhen das Asthmarisiko signifikant. Eine statistische Modellrechnung kommt zu dem Ergebnis, dass 20% aller Asthmaerkrankungen durch feuchte Wohnungen ausgelöst wurden!

Sie auch hier und hier.


Erneute Masern-Epidemie in NRW? Nach der Masernepidemie im letzten Jahr mit über 1000 Fällen, 3 Encephalitiden und einem Todesfall bahnt sich nun erneut eine Masernausbreitung an. Diese geht scheinbar vom Raum Düsseldorf aus, wo bereits mehr als 50 Fälle in den letzten Wochen registriert wurden.

In NRW sind nun erste Tendenzen zur Einführung einer Impfpflicht zu erkennen. Lesen hier oder auch hier weiter.


Hochschulverband klagt über niedrige Grundvergütungen im Rahmen der W-Besoldung


Mobiltelefone beeinträchtigen medizinische Geräte NICHT

Wer kennt nicht die energisch bis aggressiv auftretende Krankenschwester, die die Patientenmutter/den Patientenvater zurecht weist, dass man das Handy im Krankenhaus auszuschalten habe. Als Begründung musste jahrelang die vermeintliche Beeinträchtigung der Funktion von medizinischen Geräten insbesondere auf Intensivstationen herhalten. Damit räumt eine aktuelle Studie aus Rochester jetzt auf. Die entsprechende Publikation können Sie hier nachlesen. Nicht, dass ich ein Anhänger der unkontrollierten Handyverbreitung im Krankenhaus wäre. Aber bisweilen wäre eine etwas entspannterer Umgang damit vielleicht angebracht. Böse Zungen haben schon vor längerer Zeit behauptet, dass Handyverbote vor allem die Kassen der Klinikbetreiber füllen sollen.


Der neue "Brain drain"?

Niedergelassener Pädiater aus dem Rheinland bricht Zelte ab und verschwindet nach Luxemburg


Glukosehaltige Infusionen raus aus dem (Kinder-)Notfallkoffer?
Glukosehaltige Lösungen werden aufgrund der Angst vor Hypoglykämien traditionell in der Pädiatrie eingesetzt. Die Industrie bietet hierzu verschiedene glukosehaltige Lösungen an, die durch den Namensanteil –Päd- eine besondere Geeignetheit für die Kinderbehandlung suggerieren. Diese enthalten üblicherweise 5% Glukose. Neuere Leitlinien betonen aber, dass Glukoselösungen insbesondere beim kritisch kranken Kind eher schaden, als nutzen. In -Der Notarzt- haben Thöns et al. nun 3 Todesfälle bei Kleinkindern publiziert, die akzidentell oder unkritisch Glukoselösungen erhalten haben. Die Autoren schlussfolgern, dass die Vorhaltung glukosehaltiger Infusionslösungen in Kindernotfallkoffern obsolet sei. Zur Erstversorgung des kritisch kranken Kindes seien kostengünstige Vollelektrolytlösungen (z.B. NaCl 0,9% oder Ringer-Lactat-Lösung) einzusetzen. Werden glukosehaltige Infusionen bei längeren Versorgungen benötigt, so kann aus einer 250 ml Vollelektrolytlösung durch einfache Beigabe von 6 ml Glukose 40% eine ca. 1prozentige Glukoselösung hergestellt werden. Eine solche Konzentration wird derzeit von einer Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) zur perioperativen Infusionstherapie empfohlen.

 


Kein positiver Langzeiteffekt von Paukenröhrchen

Weiterhin wird kontrovers diskutiert, inwieweit ein chronischer Paukenerguß (>90 Tage) bei Kindern Langzeitfolgen nicht nur für die Sprachentwicklung hat. In einer randomisierten Studie von 429 Kindern mit persistierendem Paukenerguß, die am 18.1.2007 im NEJM (Paradise et al.) veröffentlicht wurde, wurden betroffene Kinder < 3 Jahren entweder sofort oder erst bei Persistenz nach 9 MOnaten mit einem Paukenröhrchen versehen. Die Untersucher beurteilten dann die Lese- und Schreibfähigkeit, Aufmerksamkeit, soziale Fähigkeiten und schulische Leistungen bei 391 dieser Kinder im Alter von 9 bis 11 Jahren. Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede in der Früh- und Spätinterventionsgruppe. Somit wurden frühere Ergebnisse derselben Gruppe (Paradise et al.) bestätigt. Wie bei der akuten Otitis media erscheint auch bei chronischem Paukenerguß ein "watchful waiting" das "Mittel" der Wahl!
Einschränkend muss erwähnt werden, dass nur ansonsten gesunde Kinder untersucht worden, so dass die Ergebnisse nicht auf z.B. Down-Syndrom Kinder übertragen werden können, die ein erhöhtes Risiko für chron. rez. Otitiden haben. Eine weitere Einschränkung können Kinder mit einer Schallleitungsschwerhörigkeit >40 dB sein, die erheblich im Alltag eingeschränkt sein können.
Lesen Sie auch die amerikanischen Leitlinien zum Vorgehen bei Otitis media with effusion.


Behindertes Kind erhält Hysterektomie, Mastektomie und Hormontherapie zur Wachstumshemmung Wie erst seit Ende des Jahrs einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und mir zufällig durch einen Radiobericht gewahr wurde, erhielt ein 9-jähriges, schwer behindertes Mädchen diese unfassbare und hoch-invasive Therapie zur Hemmung des weiteren Wachstums und letztlich vor allem zur Pflegeerleichterung.
Ich verzichte hier auf einen eigenen Kommentar oder weitere Details und empfehle zum Einstieg die folgenden Links:
http://www.msnbc.msn.com/id/16473471/
http://www.msnbc.msn.com/id/15517226/
http://archpedi.ama-assn.org/cgi/content/full/160/10/1077

http://ashleytreatment.spaces.live.com/


90000 Fehldiagnosen: Epilepsie pro Jahr in UK/Wales

In England und Wales wird jährlich bei geschätzt 90000 Menschen pro Jahr die Fehldiagnose Epilepsie gestellt. Dies ist das Ergebnis einer jetzt in der Zeitschrift Seizure veröffentlichten Studie. Die vollständigen Kosten für diese Katastrophe betragen nach Schätzungen der Autoren gigantische £138,000,000 pro Jahr. Während die Kosten sicher ein dramatischer Faktor sind, sollten die Folgen für die Patienten nicht unerwähnt bleiben, da sowohl die reine Diagnose "Epilepsie" als auch der Beginn einer antikonvulsiven Dauertherapie erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten haben. In einem von vier Fällen wird vermutet, dass die Diagnose Epilepsie falsch ist. Eine der wesentlichen Forderungen der Autoren ist daher die frühestmögliche Vorstellung von Patienten bei einem "a specialist medical practitioner with training and expertise in epilepsy".
Wer sich für diese Thematik besonders bei Kindern interssiert, dem empfehle ich auch diesen Artikel.


Erhöhtes Risiko für Borreliose in Waldkindergärten

Das JOurnal of Investigative Dermatology hat bereits im Januar dieses Jahres eine deutsche Studie veröffentlich, die für Kinder, die einen Waldkindergarten besuchen, ein deutlich erhöhtes Risiko an einer Borreliose zu erkranken zeigte. "Children attending a "forest kindergarten" have a 2.8 times increased risk of experiencing tick bites and a 4.6 times increased risk of suffering from borreliosis compared to conventional kindergarten in Germany, although protective parental behavior in "forest kindergarten" children was significantly better than that in conventional kindergarten." Einfache Präventiv-Maßnahmen wie entsprechende Kleidung und Repellents scheinen angesichts einer deutlichen Zunahme der Zeckendichte in diesem Jahr besonders für diese Kinder ratsam. Eine Verharmlosung der Borreliose ist sicher unangebracht. Die Zahl der schweren Verläufe hat nach persönlicher Erfahrung in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Eindrucksvoll ist auch immer wieder sich einmal mit Erwachsenen-Neurologen zu unterhalten, die nicht selten MS-artige Krankheitsbilder bei Neuroborreliose sehen.


Meldesystem für Erstickungsunfälle bei Kindern
Durch Fremdkörper verursachte Erstickungsunfälle sind eine der Haupttodesursachen bei Kindern im Alter zwischen 0 – 3 Jahren und sie sind auch bei älteren Kindern bis zu 14 Jahren keine Seltenheit. EU-weit wird die Zahl der Todesfälle auf 5.000 jährlich geschätzt. Um welche Fremdkörper es sich handelt und wie dem zu begegnen ist, ist Ziel des europäischen Meldesystems   „Susy Safe“. Das System ist von der EU-Kommission, Direktorat für Verbraucherangelegenheiten, initiiert und finanziert. Für Deutschland ist die Charite` Universitätsmedizin Berlin an dem Projekt beteiligt. Alle möglichen Maßnahmen gegen Erstickungsunfälle hängen von einem sicheren Datenmaterial ab, das bisher nur in Teilbereichen vorhanden ist. Mit Susy Safe soll in der EU nunmehr ein Datenhintergrund geschaffen werden. Alle Kinderärzte, Kinderkliniken und andere Institutionen und Personen die solche Unfälle behandeln oder Kenntnis erhalten haben, werden hiermit gebeten, sich an dem Meldesystem zu beteiligen. Für Susy Safe ist eine Fall-Melde-Software installiert, die unter  www.susysafe.org abrufbar ist. Lassen Sie sich als Teilnehmer an diesem System registrieren und beteiligen Sie sich dann an dem System durch Meldung von solchen Erstickungsunfällen. Falls Sie Rückfragen haben, wenden Sie sich bitte per e-mail (prof.Klaue@t-online.de) an den Linksunterzeichneten.
Prof. Dr. Siegfried; Klaue Prof. Dr. Ulrich Wahn
Freie Universität Berlin;  Direktor der Klinik für Pädiatrie in der Charite Universitätsmedizin Berlin

 


Neue Impfempfehlungen der STIKO


Erhöhte Inzidenz von Gaumspalten unter Lamotrigin in Schwangerschaft
Weitere Infos hier.


Leberschäden durch Umckaloabo

Wie das pharmakritische arzneitelegramm in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hat es eine erneute Meldung über eine Hepatitis im Zusammenhang mit der Einnahme von Umckaloabo gegeben. Bereits in der Ausgabe 2006;37:41-2 wurde der Verdacht auf Lebertoxizität dieses Pelargonium-Pflanzenextraktes geäussert. Umckaloabo hatte sich in den letzten Jahren als vermeintlich nebenwirkunsfreies Phytotherapeutikum zum Renner in Kinderarztpraxen gemausert. Kaum eine Indikation, für die es nicht eingesetzt wurde: Gastroenteritis, Pharyngitis, Otitis, .....
Zwei Dinge kann man aus der nun vermuteten Lebertoxizität lernen.1) Phytotherapeutika sind keineswegs nebenwirkungsfrei. Es gibt zu unterschiedlichsten Präparaten Berichte über zum Teil dramatische Nebenwirkungen.Von daher ist eine unkritische Verordnung genauso bedenklich, wie bei "schulmedizinischen" Therapieverfahren. Lesen sie hierzu auch einen interessanten Artikel aus dem Ärzteblatt aus dem Jahre 1999. Neben möglichen Nebenwirkungen sind vor allem Hinweise auf Wechselwirkungen von klinischer Relevanz.2) Der Umgang der Firma Spitzner mit der Veröffentlichung o.g. Verdachtsmeldungen ist durchaus beunruhigend. Mehrere Zeitungen wurden inzwischen augefordert "Gegendarstellungen" zu drucken. Tendenzen, die erkennen liessen, dass die Firma Spitzner an einer weitreichenden Aufklärung im Sinne eines Patientenschutzes interessiert ist, sind aktuell Fehlanzeige. Das arzneitelegramm schreibt hierzu:
" Ein solches Vorgehen ist nicht geeignet, Vertrauen für Produkt und Firma" zu wecken.

Webseite der Firma Spitzner
kritischer Artikel aus dem Jahre 2003 arzneitelegramm


Myositis epidemica im Rheinland

Im Nordrheinwestfalen läuft seit ca. 8-10 Wochen eine epidemische Ausbreitung einer Myositis bei Schulkindern. Eine aktuelle Rundfrage in lokalen Kinderkliniken (Rheinland und Westfalen) ergab zig Fälle von Kindern, die im Rahmen eines oft hoch-fieberhaften Virusinfektes plötzlich heftige Wadenschmerzen beklagen. Die Patienten sind kaum noch in der Lage zu laufen oder laufen auf Zehenspitzen, um die Waden zu entlasten. Bei diesen Kinder sollte eine CK-Bestimmung erfolgen. Werte über 20.000 U/l wurden an der Universitätskinderklinik Düsseldorf gemessen. Der Verlauf scheint immer benigne zu sein. Sowohl in Düsseldorf, als auch Krefeld, anscheindend ein Zentrum der Epidemie, waren die Kinder in der Regel nach 3-5 Tagen wieder beschwerdefrei.
Im Anhang findet sich ein review zu diesem auch Myalgia rheumatica genannten, bekannten Phänomen.


98,4% Zustimmung zum Streik der Klinikärzte

Ein sensationelles Ergebnis erbrachte die Umfrage der Urabstimmung der Uni-Klinik-Ärzte zum Streik an Unikliniken und Landeskrankenhäusern. 98,4% Zustimmung ist mehr, als ich persönlich je erwartet hätte. Es geht gleich los. In NRW ist morgen Essen und Bonn dran. Mehr Infos unter www.marburger-bund.de

WARUM UNI-ÄRZTE STREIKEN


Akupunktur wirksam als Migräne-Prophylaxe The Lancet Neurology

Eine jetzt im Lancet Neurology veröffentlichte prospektive Studie von Wissenschaftlern der Uni Essen-Duisburg, Bochum und Düsseldorf fand jetzt heraus, dass sich die Wirksamkeit von Standard-Migräne-Prophylaktika (Betablocker, Calcium-Antagonisten, Antiepileptika) nicht signifikant von einer Prophylaxe mit Akupunktur unterschied. Innerhalb von einem Beobachtungszeitraum von 6 Wochen kam es zu einer Reduktion der Beschwerdetage um 2,3 (Akupunktur entsprechend TCM), 1,5 (fingierte nicht standardisierte Akupunktur), 2,1 (Medikamente) Tage. Erstaunlich, wenngleich auch in früheren Studien in ähnlicher Weise beobachtet. Es machte keinen Unterschied ob standardisierte ode willwürliche Akupunktur-Punkte gewählt wurden. Ein ausführliche Beschreibung der Ergebnisse finden sie im Ärzteblatt. Die Internetseite "Initiative Deutsche Akupunkturstudien" finden Sie hier.


Täglich aktualisierte Informationen zum Thema Vogelgrippe finden Sie beim
Robert Koch Institut (www.rki.de)


Kein Bleiberecht für langjährig in Deutschland lebende Flüchtlinge?

Dieses Thema betrifft inzwischen auch zunehmend Kinderärzte. Die Zahl der "ausländischen" Kinder und Jugendlichen, in Deutschland aufgewachsen und voll integriert, die aktuell konkret von Abschiebung bedroht sind, ist beeindruckend. Pro Asyl geht von 100000 langjährig integrierten Menschen aus. In der täglichen Praxis fällt auf, dass mehr und mehr der Wunsch der Eltern nach Attesten geäussert wird, die belegen, dass eine eingeschränkte Reisefähigkeit besteht. In den meisten Fällen ist dies nur vorübergehend erfolgversprechend. Pro Asyl hat sich für 2006 dieses Thema als Schwerpunkt der Arbeit das "Bleiberecht für langjährig in Deutschland lebende Flüchtlinge" auf die Fahnen geschrieben. Nähere Informationen dazu finden Sie hier.


Sind kalte Extremitäten und "abnormale" Hautfarbe Meningokokken-Frühsymptome?

In der aktuellen Ausgabe des Lancet wird eine englische Arbeit vorgestellt, die retrospektiv die Frühsymptome von Menigokokken-Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter analysierte. Wichtige Botschaft der Arbeit, für erfahrenere Kinderärzte allerdings nicht ganz neu: die klassischen klinischen Zeichen wie Petechien, Nackensteifigkeit und/oder Somnolenz sind oft bereits Spätsymptome, die nicht selten bedeuten, dass der oftmals fatale Verlauf selbst bei rascher Aufnahme und Therapie kaum noch abzuwenden ist..
Beinschmerzen, kalte Hände und Füsse sowie eine "abnormal skin colour" sind neben Fieber entsprechend der Auswertung von 448 Krankeitsverläufen typische Frühsymptome, die bereits nach 4-12 Stunden (median hour of onset) auftraten. Allerdings zeigen sich große Altersunterschiede und insgesamt traten diese Symptome überhaupt nur bei ca. 40-50% der Patienten auf.
Sind diese Ergebnisse nun wirklich tauglich, in Klinik und Praxis die Früherkennung zu fördern? Man darf Zweifel haben angesichts dieser sehr unspezifischen und bei fiebernden Kinder jeglicher Ätiologie nicht ungewöhnlichen Symptome. Praktikabel erscheint allerdings bei diesen "Warnsymptomen", wie sie im Rahmen der Studie von Eltern retrospektiv berichtet wurden, darauf zu bestehen, dass die Patienten noch am selben Tag und nicht erst morgen zu einer Verlaufskontrolle vorgestellt werden.
Wie man bei einem Säugling <12 Monate Beinschmerzen feststellt, bleibt übrigens ein Geheimnis der Autoren.


Rotavirus-Impfung

Nachdem der letzte Versuch eine Rotavirus-Impfung einzuführen ja vor Jahren ein jähes Ende fand, nachdem eine erhöhte Rate von Invaginationen in der Impfgruppe festgestellt wurde (1 Fall auf 10000 Impflinge), veröffentlicht das New England Journal of Medicine nun die Ergebnisse einer Impfstudie mit dem attenuierten Lebendimpfstoff G1P[8] HRV. Danach ist der Impfstoff mit einer Reduktion von Rota-assoziierten stationären Aufnahmen um 85% hoch effektiv. Die Rate der Invaginationen war nicht höher als in der Placebogruppe. Immerhin 20,169 Säuglinge wurden untersucht. Die Studienorte lagen in Lateinamerika und Finnland. Bei ca. 500000 Todesfällen durch Rotaviren in Entwicklungsländern im Jahr bewertet auch Roger Glass ( Centers for Disease Control and Prevention) in einem Editorial die Ergebnisse als sehr "promising". "After a long period of waiting, the time for a rotavirus vaccine may have finally arrived."


Wissenschaftlicher Betrug

Eine Woche, die nachdenklich stimmte. Nicht nur wegen Weihnachten, verschiedener Jahresrückblicke, politischer Ungewissheit für Ärzte und Patienten. Es ist die Woche, in der DER wissenschaftliche Betrugsskandal schlechthin in seiner vollen Tragweite öffentlich wurde. Die vermeintlich sensationellen Klon-Experimente aus Südkorea sind bis ins letzte Detail gefälscht gewesen. Was besonders beunruhigt ist aus meiner Sicht die Ahnungslosigkeit der Fachwelt, gar nahmhafter Experten der Stammzellforschung. Eine beunruhigende Erkenntnis, dass man es so sogar bis in "Science" schafft. Das Journal hat eine spezielle Website geschaltet, auf der Neuigkeiten zum Fall Hwang et al. gesammelt werden. Ein anderer Skandal ging dabei fast unter. Und er ist vielleicht sogar noch dramatischer zu werten, denn er hat unmittelbare Auswirkungen für Leib und Wohl von Patienten gehabt. Das New England Journal of Medicine berichtet in der aktuellen Ausgabe über bisher vertuschte Zwischenfälle in der VIGOR-Studie (Vioxx Gastrointestinal Outcomes Research). 3 Herzinfarkte (!) in der Vioxx-Gruppe wurden dem New England Journal bei Einreichen der Studie nicht mitgeteilt. Entegen früherem Glauben haben zwei der Ko-Autoren von diesen "Ereignissen" in der Vioxx-Gruppe gewusst, als die Revisionen eingereicht wurden. In einem free full text Editorial des NEJM wird nüchtern geschlossen mit: " Taken together, these inaccuracies and deletions call into question the integrity of the data on adverse cardiovascular events in this article. We have asked the authors to submit a correction to the Journal. " Lesen Sie auch eine Zusammenfassung im Ärzteblatt. Bleiben wir also skeptisch gegenüber "der Wissenschaft" und sog. Experten. Und noch viel mehr gegenüber Studienergebnissen, die in Hochglanz von Pharmafirmen als Beilagen oder Supplements auch hochrangigen Journals beiliegen und oft kaum von seriösen Publikationen zu unterscheiden sind! Erstaunt es nicht manchmal, wie wenig Autoren einen "conflict of interest" angeben, und wieviele Autoren zugleich Pharma-gesponsort durch die Republik jetten?

In diesem Sinne Allen einen juuten Rutsch ins neue Jahr!


Aufforderung zur Denunziation an der Charite

Ich verspreche, dass dieses Nachrichten-Archiv nicht zum reinen politischen "schwarzen Brett" wird. Aber diese Meldung, die ich eben im Halbschlaf in der "Zeit" las, ist einfach zu unglaublich,..., aber wahr. Im Zusammenhang mit dem Streik an der Charite gab es seitens der Klinik-Führung ein schier unfassbares Schreiben an die Fürhungskräfte der Klinik. Den Inhalt können Sie den nachfolgenden Links entnehmen. O tempora, o mores! Zeit, FAZ, BZ, Berliner Morgenpost


Sklaven in Weiss

Dossier in der aktuellen "Zeit" zu Arbeitsbedingungen der Ärzte an der Charite.
Lesenswert!


Neue SIDS-Guidelines der AAP


Wichtig Informationen zum neuen Tuberkulin-Test PPD


Herzfehler bei 50% der Patienten mit Migräne mit Aura!
Neurology 7.9.2005 / BMJ 7.10.2005

Das ist nun wirklich eine erstaunliche Entdeckung, die zunächst in der Online-Ausgabe von Neurology veröffenticht wurde. 50% der Patienten mit Migräne und Aura haben nach einer Berner Studie einen Herzfehler. Es handelte sich um ein persistierendes offenes Foramen ovale mit Rechts-Links-Shunt. dabei war ein höheres Ausmass des Shunts assoziiert mit einer deutlich gesteigerten Wahrscheinlichkeit von Migräne. "We acknowledge that other factors are certainly as important in migraine pathophysiology as right to-left shunting, simply because a patent foramen ovale is present in only half of patients with migraine with aura," schreiben die Autoren. Zwei Theorien werden zur Erklärung diskutiert. 1) Substanzen wie Serotonin passieren den Shunt und triggern die Migräne Attacke. 2) Kleine Embolien passieren das Foramen ovale.


!EILMELDUNG!

blitz-a-t 20. September 2005"HEXAVAC JETZT VOM MARKTDie europäische Arzneimittelbehörde EMEA ordnet als "Vorsichtsmaßnahme" das Ruhen der Zulassung des Sechsfachimpfstoffes HEXAVAC an. Die Behörde hat Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Langzeitschutzes gegen Hepatitis B. Die Vorbehalte beziehen sich nicht auf die Schutzwirkung gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus, Polio und Haemophilus influenzae Typ B (HIB) (1). Ein entsprechender Rote-Hand-Brief des Herstellers sanofi pasteur MSD geht heute an die Fachkreise heraus (2).Schützende anti-HBs-Titer, die laut Fachinformation bei 96,6% der mit HEXAVAC geimpften Kleinkinder bestehen (3), sollen nach Auskunft des Herstellers in einzelnen kleinen Studien unter 95% liegen und die EMEA zum Handeln veranlasst haben (4). Die Behörde äußert in der aktuellen Mitteilung keine Vorbehalte gegen die Sicherheit von Sechsfachimpfstoffen wie HEXAVAC. Wegen des unseres Erachtens weder belegten noch auszuschließenden Risikos von Todesfällen in Verbindung mit Sechsfachimpfstoffen raten wir seit 2003 vorsichtshalber zur Verwendung "weniger valenter Impfstoffe" (6).

1 EMEA: Press release, European Medicines Agency recommends suspension of Hexavac
2 sanofi pasteur MSD: Rote-Hand-Brief vom 20. Sept. 2005
3 sanofi pasteur MSD: HEXAVAC-Fachinformation, Stand April 2005
4 HARZER, E. (sanofi pasteur MSD): persönliche Mitteilung vom 20. Sept. 2005
5 arznei-telegramm 2001; 32: 73-4
6 arznei-telegramm 2003; 34: 56"

übernommen von:
http://www.arznei-telegramm.de


WICHTIGE INFOS FÜR KLNIKÄRZTE

Vergangene Woche ist eine Entscheidung historischen Ausmaßes getroffen worden. Die Loslösung des Marburger Bundes von Verdi. Damit wurde Verdi die Vollmacht entzogen, auch für Ärzte Tarifverträge zu verhandeln und abzuschließen, und de facto der TVöD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst) abgelehnt. Die Beschlüsse der Vollversammlung des MB lesen Sie bitte hier. Das Ganze hat weitreichende Konsequenzen und der MB gibt einige Tipps für Klinikärzte bekannt, die sich alle zu Gemüte führen sollten! Die wesentliche Botschaft ist auch aus meiner persönlichen Sicht:
1) Treten Sie in dem Marburger Bund ein!
Die nächsten Jahre werden nach Einschätzung vieler Experte herausragende Bedeutung für die weitere finanzielle und organisatorische Zukunft deutscher Klinikärzte haben. Der MB hat nun endgültig den Status einer echten Ärztegewerkschaft errungen. Je mehr Ärzte sich hier aktiv oder auch nur durch ihre Mitgliedschaft an der Erarbeitung von zukunfsweisenden Konzepten beteiligen, desto stärker wird letztlich der Stand der Klinikärzte. Die aktuelle Situation ist insbesondere für Uni-Kliniken katastrophal, sowohl was Arbeitsbedingungen, Ausbildung als auch Bezahlung angeht. Wir sollten gemeinsam daran mitarbeiten dies zu verbessern!
2) GANZ WICHTIG: Das hier angehängte Schreiben, das exemplarisch vom MB verfasst wurde, sollte bald von möglichst allen Klinikärzten an die Verwaltung gerichtet werden, um die vorbehaltliche Gültigkeit aktueller Tarifverträge festzulegen!


29.8.2005 The Lancet

Similia similibus curentur?? Nein, allen Mode-Strömungen zum Trotz. In einer aktuellen "Metaanalyse", die sich auf die Auswertung von "high-quality" Studien beschränkt, kommen die Autoren in der Diskussion zu einer eindeutigen Einschätzung: "when analyses were restricted to large trials of higher quality there was no convincing evidence that homoeopathy was superior to placebo." Deutlicher kann man wohl nicht mehr werden. Das Wichtige und Besondere an dieser Studie ist, dass die Autoren und Macher mit hohem Aufwand Studien auf "Bias" untersuchten, also auf systematische Fehlerquellen in Studien, die Ergebnisse signifikant beeinflussen, nicht selten, wie etwa der "publication-bias" zugunsten eines studierten Medikamentes. Die Autoren versuchten diese Fehler herauszurechnen und untersuchten wie sich das auf die vermeintliche Wirkung von Homöopathika bzw. "conventional medicine" (etwa: Schulmedizin) auswirkt. Während weiterhin eine eindeutige Wirkung der Schulmedizin blieb, konnte man der Homöopathie nur noch eine Plazebowirkung zuweisen.
Lesen Sie dazu auch Spiegel-online.


18.7.2005 American Family Physician

Das Journal der American Academy of Family Physician veröffentlich heute ein Mini-Review über das Fragile X-Syndrom. Interessantester Aspekt bzw. besondere Botschaft. Bei Kindern, die wegen Entwicklungsminderung vorgestellt werden ist auf besondere Hinweise in der Familienanamnese zu achten. Mütterliche Träger einer "Premutation", also einer 50-200 fachen Wiederholung von Triple-Repeats (CGG) im FMR1 Gen, beobachtet man ein deutlich vermehrtes Auftreten von prämaturer Ovarial-Insuffizienz. Bei männlichen Trägern wird im höheren Lebensalter das sog. "Fragile X-associated tremor/ataxia syndrome (FXTAS)" in ca. 30% der Betroffenen beobachtet. Manifestationsalter ist meist zwischen 50-60 Jahren. Wie auch bei der myotonen Dystrophie ist als auch hier eine Art Antizipation zu beobachten, also eine zunehmende klinische Manifestation von Generation zu Generation.


10.7.2005 Medizinergehälter im internationalen Vergleich

Auch diejenigen Kollegen und Kolleginnen, die sich bisher nicht so viel Gedanken ums Geld gemacht haben, werden langsam aber sicher aufmerksam angesichts von kontinuierlichen finanziellen Verschlechterungen in den letzten Jahren. Und ein Ende ist nicht recht absehbar. Da ist immer wieder mal spannend zu schauen, wie es eigentlich in anderen Ländern der Welt aussieht. Eine hoch-interessante und durchaus ernüchternde Aufstellung hat die NERA (National Economic Research Associates) aus London vorgenommen. Verglichen werden: Australia, Canada, Denmark, France , Germany, Italy, Netherlands, New Zealand, Spain, Sweden, UK, USA. Soviel sei schon mal festgestellt: Deutschland ist das Schlußlicht, und das war 2002, seitdem ist es wohl eher noch schlechter geworden. Man darf gar nicht darüber nachdenken, wie viel geregelter die Arbeitszeiten in vielen der genannten Länder ist als in Deutschland (v.a. Skandinavien und Holland).


23.6.2005 New England Journal of Medicine

In der heutigen Ausgabe veröffentlich das NEJM eine kurze Stellungnahme der FDA zur kürzlich vorgenommenen Kontraindikation für ATOSIL bei Kinder unter 2 Jahren. Unter anderem werden Einzelheiten der Meldungen an die FDA bekannt gegeben: "In 2004, we reviewed all cases of serious adverse events reported to the FDA that involved children (age range, birth to 16 years) who had received any formulation of promethazine. Reports on adverse events in 125 patients were submitted between 1969 and 2003. The adverse events included 38 cases of respiratory depression, apnea, or cardiac arrest; 29 cases of extrapyramidal dystonic reactions; 24 cases of other central nervous system reactions; 15 cases of seizures or seizure-like activity; 12 cases of dermatologic reactions, and 5 cases of the neuroleptic malignant syndrome. These reports to the FDA included respiratory depression in 22 patients who were 1.5 months to 2 years of age, 7 of whom died. Nine of these 22 patients received 1 mg or less of promethazine per kilogram of body weight, plus another drug with respiratory depressant effects. A wide range of weight-based doses (0.45 to 6.4 mg per kilogram) was associated with respiratory depression. Serious outcomes, including death, disability, life-threatening events, and hospitalization, occurred with all routes of administration
(oral, rectal, and parenteral). Die FDA bekräftig damit Ihre Empfehlung Atosil bei Kindern unter 2 Jahren nicht und bei älteren Kindern zurückhaltend einzusetzen, insbesondere auch in Kombination mit anderen potentiell atemdepressiven Medikamenten!


19.6.2005 Neuropediatrics

Vit. B6-abhängige Epilepsie ist möglicherweise unterdiagnostiziert, was nicht zuletzt an der Schwierigkeit der definitiven Diagnose liegt. Die jetzt vorgelegten Ergebnisse aus Graz geben Hinweise, dass Pipecolsäure hier einen Ausweg aus dem Dilemma bieten könnten. "Pipecolic acid in plasma was 4.3- to 15.3fold elevated compared to the upper normal range before pyridoxine and remained in the mildly elevated range while on pyridoxine. (...). The extent of pipecolic acid elevation in CSF exceeded that of plasma by a factor of 2.2 to 4.8. This clearly discriminates pyridoxine-dependent epilepsy from other possible defects with elevated pipecolic acid. Determination of pipecolic acid in plasma and/or CSF should be included in the diagnostic work-up of patients with therapy-resistant seizures.


3.6.2005 Britisch Medical Journal

Früher Kontakt von Babies mit Gleichaltrigen und folglich frühe Konfrontation mit Infektionen schützen vor ALL. Dies ist ein Studienergebnis, dass diese Woche im BMJ veröffentlicht wurde und somit eine lange diskutierte Theorie stärkt, die davon ausgeht, dass neben einer vorgeburtlich manifestierten genetisch bedingten Empfänglichkeit für ALL (z.B. Fusion von TEL und MAL1 Genen) postnatale Umweltursachen eine Rolle spielen. Früher Schutz vor Infektionen scheint ein solcher Umweltfaktor zu sein. Der protektive Effekt von früher "infection exposure" scheint nach der aktuellen Studie sogar eine "dose-response relation" zu zeigen. Mehr Infekte = mehr Schutz.
Die zweite Arbeit in der heutigen BMJ-Ausgabe behandelt die These des erhöhten Krebs-Risikos durch niedrig-Frequenz-Magnetfelder, so etwa in der Nähe von Hochspannungsleitungen, die seit ca. 20 Jahren die Gemüter erregt. Jetzt fand sich in einer aktuellen Studie aus England und Wales eine kontinuierliche Zunahme des Krebs-Risikos mit zunehmender Nähe des Wohnortes von Kindern (zum Zeitpunkt der Geburt) zu Starkstromleitungen. In einem Editorial zu diesem Artikel wird aber die Methodik der Arbeit ziemlich "verrissen" und die Kausalität praktisch ausgeschlossen. Machen Sie sich Ihr eigens Bild. Die Thematik wird sicher auch die Öffentlichkeit beschäftigen, wir werden uns da wohl auch einigen Fragen von besorgten Eltern stellen müssen. Die Autoren selbst schränken in der Conclusion ein:
" There is no accepted biological mechanism to explain the epidemiological results; indeed, the relation may be due to chance or confounding. "
Und die ONLINE-Diskussion im British Medical Journal ist bereits im vollen Gange. Lohnt sich sicher zu verfolgen!


14.5.2005 British Medical Journal

Annähernd 29000 Mumps-Fälle wurden in den letzten 17 Wochen in Großbritanien gezählt. Erfreulicherweise zeigt die Altersverteilung, dass dies nicht etwa primär auf Impfmüdigkeit jüngster Zeit zurückzuführen ist. Vielmehr sind die Betroffenen vor allem junge Erwachsenen, die über keinen ausreichenden Impfschutz verfügten. Ein Ergebnis der Analyse der aktuellen Epidemie ist auch, dass eine zweimalige Impfung ausreichend vor eine Ansteckung schützt. Das BMJ veröffentlich diese Woche 2 Artikel zum aktuellen "Mumps-Outbreak". Der erste stellt eine epidemiologische Analyse dar. Der zweite bietet aus aktuellem Anlaß ein Review zu den wichtigsten klinischen Aspekten der Mumpsinfektion. Highly recommended!


12.5.2005 Journal of Pediatrics

Dramatischer Rückgang der Intubationszahlen in der Neonatologie.
Anästhesisten gehen davon aus, dass eine kompetente, sichere Intubation erst nach 40 erfolgten Intubationen realistisch ist. Demgegenüber stehen aktuelle Zahlen aus den USA, die zeigen, dass im 3-jährigen Neonatolgy-Training die Zahl der durchschnittlichen Intubationen pro Assistent von 38 (1994) auf 12 (2002) gesunken sind. Intubations-Erfolgsraten bei amerikanischen Residents in der Neo-Ausbildung mit durchschnittlich 10-20 Intubationen liegen entsprechend gerade einmal bei 38%! Diese beunruhigenden Zahlen aus San Diego lassen sich sicher problemlos auf deutsche Verhältnisse übertragen, mehr noch, es ist zu befürchten, dass aufgrund der meist deulich niedrigeren Geburten- und Patientenzahlen hierzulande die Fakten noch unerfreulicher sind. Gibt es eine Lösung? In den meisten Kliniken herrscht die "Augen zu und durch " oder "ist noch immer gut gegangen" Mentalität. Im Sinne der Patienten gibt es aber auch Kliniken, die Neu-Rotatoren auf Neo erstmal 2 Wochen in eine grosse Kinderanästhesie zum intubieren üben schicken. Andere üben an Tieren. Wie auch immer.
Ein Problem dem sich die Kliniken dringend stellen müssen!!!


5.5.2005 Lancet

Die Rückfallwahrscheinlichkeit nach Kindesmisshandlung durch die enge Betreuung durch eine sog. Public-Health-Nurse im Vergleich zu nicht betreuten Familien wurde in einer Canadischen Studie untersucht. Die Famlien wurde 2 Jahre intensiv betreut und supervidiert. Das Ergebnis ist niederschmetternd, entspricht aber vielleicht leider der Erfahrung, die viele erfahrene Kollegen, die mit diesem Thema befasst waren gemacht habe. Die Rezidiv-Rate in der Gruppe der betreuten Familien unterschied sich nicht wesentlich von der Gruppe der nicht betreuten. Die Autoren kommen zu der traurigen Schlussfolgerung:
"The results of this study indicate that there is a high risk of recurrence when
children remain in the home, and up to now there is no intervention proven to reduce that risk."
Es scheint viel dafür zu sprechen, dass nach Kindesmisshandlungen Kinder in einer Fremdunterbringung besser aufgehoben sind.


12.3.2005 British Medical Journal

Jedes Jahr sind in Europa auch heute noch 4500 Schwangerschaften von Neuralrohrdefekten betroffen. In der heutigenAusgabe des BMJ werden die Ergebnisse einer grossen retrospektiven Untersuchung veröffentlich, die die Daten von 13 "birth defects registries" in Bezug auf das Auftreten von Neuralrohrdefekten zwischen 1988 und 1998 in Norwegen, Finnland, Holland, England und Wales, Irland, Frankreich, Ungarn, Italien, Portugal, und Israel auswertet. Ziel war es Effekte von Aufklärungskampagnen auf das Rate der Neuralrohrdefekte zu analysieren. Die ernüchterne Bilanz: Auch Jahre Entdeckung des Zusammenhangs zwischen Folsäure und MMC zeigt sich keine relevante Tendenz zu einem verminderten Auftreten dieser schweren Missbildung. Die Autoren propagieren eine Anreicherung der Nahrung mit auch für schwangere Frauen ausreichenden Mengen Folsäure.
Lesen Sie hierzu auch diesen Artikel.


17.2.05 FDA Safety Alert!

Die FDA (US Food and Drug Administration) hat soeben eine Warnmeldung zu Atosil (Promethazin) im Kindesalter herausgegeben. Danach ist in USA ab sofort die Anwendung von Atosil bei Kindern unter 2 Jahren KONTRAINDIZIERT. Vorsichtig sollte man auch bei Kindern über 2 Jahren sein, besonders bei der zusätzlichen Anwendung von potentiell atemdepressiven Medikamenten. Der Grund: "because of the potential for fatal respiratory depression. Postmarketing cases of respiratory depression including fatalities, have been reported with use of Phenergan in pediatric patients less than two years of age."


Amalgan besser als sein Ruf?

Metoclopramid als Notfallmedikament bei Migraine


19.1.05 New England Journal of Medicine

Gewusst haben es eigentlich sowieso alle. Aber schwarz auf weiß hat es noch gefehlt. Und wieder haben die Gegner der 24-Stunden oder gar längerer Dienste ein paar Argumente mehr in der Hand. Das New England Journal hat sich innerhalb der letzten Jahre wiederholt dadurch verdient gemacht, dass es auf die irren Arbeitszeitmodelle unter Ärzten und derern Konsequenzen für das leibliche Wohl der Ärzte selbst, aber auch der Patienten und, wie wir jetzt wissen, der Verkehtsteilnehmer hingewiesen hat. Nach der jetzt publizierten Studie des NEJM " Extended Work Shifts and the Risk of Motor Vehicle Crashes among Interns " verdoppelt sich das Risiko einen Autounfall zu bauen nach einem Dienst (hier >= 24 Stunden). Das sollte uns alle, die wir noch Dienst machen, aber vor allem die, die dies in Politik und Medizin mitverantworten sehr nachdenklich stimmen. Es ist an der Zeit zu nochmal daraufhinzuweisen, dass hinter allen Diskussionen um Kontinuität, Bezahlung, etc., die Sicherheit der Patienten viel zu sehr in den Hintergrund geraten ist. Das erhöhte Unfallsrisiko lässt ungefähr erahnen, wie sehr wir noch bei Sinnen sind, wenn wir nach 20 und mehr Stunden Patienten versorgen.
Es gehört zu den persönlichen Enttäuschungen in meiner medizinischen Karriere, dass die sensationellen Urteilssprüche aus Brüssel nicht zu einem grundsätzlichen Umdenken in der Gestaltung von Dienstmodellen geführt haben.
" These results have implications for medical residency programs, which routinely schedule physicians to work more than 24 consecutive hours. "


14.1.05

Also doch? " Parents need to be more cautious about allowing their children to use mobile phones. " Dieses Zitat liest man diese Woche im British Medical Journal unter Bezug auf den aktuellen Report der UK Indipendent Expert Group on Mobile Phones , die den vollständigen Report online veröffentlicht. Während der Report noch 2000 sehr zurückhaltend formulierte und auf fehlende Evidence für schädigende Wirkungen hinwies, liest sich die Sache inzwischen etwas anders. Zusammendfassend ergibt sich dieses Bild: "some studies suggest that prolonged exposure to mobile phone energy may affect cognitive functions, increase susceptibility to cancer, and damage DNA ." Der womöglich wichtigste Messwert ist die " specific absorption rate (SAR)", die mehr und mehr auch auf Handys angegeben sind. Insgesamt wird im Kindesalter zu einem bevorzugten Nutzen der SMS geraten.


27.11.04

Cotrimoxazol halbiert die AIDS-Mortalität bei HIV-positiven Kindern in Zambia. Dies ist das beeindruckende Ergebnis einer jetzt im LANCET veröffentlichten randomisierten Doppelblind-Studie. Die Zwischenresultate waren derart überzeugend, dass die Studie im Oktober 2003 vorzeitig zugunsten der Verum-Gruppe abgebrochen wurde. Die Autoren kommen zu dem Schluß, dass in Entwicklungsländern alle HIV-positiven Kinder täglich Cotrimoxazol erhalten sollten.


24.11.04

Corticosteroide erhöhen Mortalität bei Schädelhirntrauma
Jetzt druckt das "Ärzteblatt" in der aktuellen Ausgabe auch einen ausführlichen Kommentar zu dieser Studie. Lesen Sie ihn hier.


16.10.04

Corticosteroide erhöhen Mortalität bei Schädelhirntrauma:
In der letzten Ausgabe des "Lancet" werden die Ergebnisse der grossangelegten und vorzeitig abgebrochenen CRASH-Studie veröffentlicht. Alarmierenderweise und entgegen aller Empfehlungen bzw. der üblichen Praxis der letzten Jahre ergab sich bei Patienten unter Corticosteroiden eine erhöhte Mortalität innerhalb der ersten 2 Wochen nach Therapie. Diese Studie wird sicher nicht ohne weitreichende Folgen in der Notfallmedizin bleiben. Lesen Sie eine Kurzusammenfassung in der heutigen BMJ-Ausgabe. Die Originalarbeit lesen Sie hier (user-name: usb; Password: infothek; raus mit LOG OUT).


9.10.04

Klagen gegen Pharmafirmen: Antikonvulsiva und Schwangerschaft


18.9.04Wohl kaum eine Entscheidung der STIKO der letzten Jahre hat so hefitge Diskussionen unter Kinderärzten hervorgerufen, wie die der STIKO, die Varizellen-Impfung als generelle Impfung einzuführen. Allen Diskussions-Willigen empfehle ich schon mal sich in Pädinform-Impfforum zu beteiligen. Ich nehme das Thema zum Anlaß, Links zu einigen reviews zur Varizellen-Impfung zu setzten, um möglichst viele Aspekte zu beleuchten. Artikel 1 2 3a 3b 4 5 6 7 8 9 10* 11*

Elterninfo und so sieht der schweizer Impfplan aus
Wer auf irgendeinem Wege Zugang dazu hat, dem sei auch die ablehnende Stellungnahme des arznei-telegramms empfohlen.
So nebenbei hab ich noch eine Vorlesungpräsentation zu Impfungen (allg.) der Uni Leibzig gefunden (pdf)


28.8.04
Das British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe ein lesenswertes Editorial zum Sinn und Unsinn der cerebralen Bildgebung bei Kopfschmerzen. Die Tatsache, dass Hirntumoren nur für 0,1% der "lifetime prevalence" für Kopfschmerzen steht im Widerspruch zur Sorge der Eltern und nicht zuletzt der betreuenden Praktiker. Das Wissen um die bessere Therapierbarkeit im Frühstadium macht bisweilen eine Zurückhaltung schwierig vermittelbar. Jeder erfahrene Pädiater wird Fälle von Hirntumoren erlebt haben, bei denen die klassischen "red flag"-Symptome nicht oder erst sehr spät auftraten. Das macht die Entscheidung pro/contra Bildgebung zusätzlich schwierig. Nicht im Artikel erwähnt, aber mir ein persönliches Anliegen. Ein EEG ist als Screening völlig untauglich und führt entweder zu falscher Sicherheit oder zu Überdiagnostik, selten zu einer Diagnose. Lesen sie das Editorial im Volltext hier.


16.8.04
Neueste epidemiologische Daten, veröffentlicht im aktuellen Ärzteblatt deuten weiterhin daraufhin, dass die FSME im Kindesalter milder verläuft, als bei Erwachsenen. Bleibende neurologische Schäden scheinen die Ausnahme zu sein. Lesen Sie den Artikel im Volltext hier.
Skepsis ist aus meiner Sicht weiterhin angebracht, da zu befürchten ist, dass viele FSME-Fälle wegen der diagnostischen Zurückhaltung in der Pädiatrie möglicherweise als "virale Meningitis" ohne weitere Klärung der Ursache durchgehen.


1.8.04
Die STIKO hat die neueste Version der Impfempfehlungen veröffentlicht. Wesentlichste Änderungen: chronische Erkrankungen werden ausdrücklich nicht mehr als Kontraindikationen angesehen und die Varizellen-Impfung ist aufgenommen worden im Impfkalender. Hier die Volltextversion


7.7.04
"Pediatrics" veröffentlicht in der aktuellen eletronic-Ausgabe die Ergebnisse einer Multicenter-Studie, die die Wirksamkeit von 5–7 Tage Azithromycin bzw.10–12 Tage Erythromycin zur Therapie des Pertussis verglich. Während die gute Wirksamkeit sich nicht signifikant unterschied zeigte sich bei Verträglichkeit und Compliance ein deutlicher Vorteil von Azithromycin. Hauptnebenwirkung waren gastrointestinale Beschwerden. Kleiner Schönheitsfehler. Eine Blindung konnte aufgrund der unterschiedlichen Therapiedauer und der 1x vs. 3x täglichen Gabe nicht durchgeführt werden. Zudem ist die Studie unterstützt durch Pfizer Canada Inc.. Interessanter Nebenbefund: nur 24% der von "primary care clinicians" unter dem Verdacht auf Pertussis zugewiesenen Kinder hatte tatsächlich Keuchhusten.
" The cause of cough illness is difficult if not impossible to diagnose clinically, and this is even more difficult in the earlier nonspecific catarrhal stage of pertussis. "


26.6.04
Die American Academy of Pediatrics eröffentlicht diese Woche ein Posistionspapier, in dem sie sich gegen die Legalisierung von Hasch ausspricht. Gleichzeitig sollen aber die möglichen medizinischen Einsatzgebiete der Cannabinoide besser klinisch erforscht werden Lesen Sie den Volltext hier. Ausführlicher AAP report zum Thema hier.


11.6.04
Nachdem jahrzentelang Patienten mit Pankreatitis auf Nahrungskarenz gesetzt und parenteral ernährt wurden, deuten jetzt die Ergebnisse einer grossen Metaanalyse daraufhin, dass dies mit keinerlei Benefit für die Patienten verbunden ist. Schlimmer noch. Das Risiko für Infektionen liegt nennenswert höher und die Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention im Verlauf ist häufiger in der Gruppe der parenteral ernährten Betroffenen. Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass FRÜHE enterale Ernährung zur Standard-Therapie der akuten Pankreatitis werden sollte. Lesen Sie hier den Volltext.


3.6.04
Alarmierende Daten zur Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. Nach einer Untersuchung, die jetzt im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, haben bis zu 50% der adipösen Kinder und Jugendlichen ein metabolisches Syndrom. Gemessen wurden glucose-tolerance test, blood pressure and plasma lipid, C-reactive protein, and adiponectin levels. Es bestand ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Schwere der Adipositas und dem Auftreten vom metabolischen Syndrom. Dies hat wahrscheinlich dramatische Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Langzeitprognose der betroffenen Kinder! Abstract hier.


2.6.04
In der aktuellen Ausgabe veröffentlicht die American Academy of Neurology "practice parameter" für die Behandlung der BNS-Epilepsie. Sehr umfangreich und sehr lesenswert. Es bleibt in der Epileptologie dabei: viele Guidelines, practice parameters, Leitlinien. ABER wenig "evidence".


25.5.04
"Inhaled glucocorticoids should remain the first line monotherapy for persistent asthma.
" Das ist die Key-Message eines aktuellen Cochrane-Reviews, im Rahmen dessen die erhältlichen Vergleichs-Daten zwischen Leukotrienantagonisten und inhalativen Corticosteroiden ausgewertet wurden. Die Datenlage ist so eindeutig, dass man bei sicher diagnostiziertem Asthma anscheinend gute Argumente für eine Montelukast Monotherapie braucht. Hier scheint sich die praktische Erfahrung vieler Pädiater widerzuspiegeln.


Der übrigens sehr empfehlenswerte Internet-Service von AMEDEO weist im neuesten Newsletter auf eine inoffizielle Rangliste der besten medizinischen Websites hin. Da werden Sie so manch ein Schätzchen finden. Schauen Sie mal rein. hier


Am 27.4. bzw. 29.4.04 veröffentlichen sowohl die American Academy of Neurology als auch National Institute of Clinical Excellence Guidelines zum Stellenwert der "neuen" Antiepileptika bei Kinder und Erwachsenen. Es ist zu erwarten, dass beide Publikationen den Umgang mit alten und neuen Antiepileptika nachhaltig verändern werden. Machen Sie sich Ihr eigenes Bild (siehe links).


Das JAMA berichtet heute 22.4.04 über einen möglichen Zusammenhang von EBV und MS bei Kindern und Jugendlichen. In einer Fall-Kontroll-Studie wurden IgG AK gegen EBV viral capsid antigens, nuclear antigens, early antigens, cytomegalovirus, parvovirus B19, herpes simplex virus, and varicella zoster bestimmt. Es fand sich ein signifikanter Unterschied bezüglich serologischer Zeichen einer abgelaufenen EBV-Infektion bei MS-Patienten (83%) verglichen mit der Kontrollgruppe (42%). HSV-Exposition war mit einem geringeren MS-Risiko verbunden. Hingegen zeigten alle weiteren Infektionsserologien keinen signifikanten Unterschied.


In der aktuellen electronic-Ausgabe der Zeitschrift "Pediatrics" werden 3 Fälle von cerebellären Infarkten bei Jugendlichen im zeitlichen Zusammenhang mit dem Genuss von Marijuana berichtet. Dass das Infarkt-Risiko durch Marijuana-Konsum gesteigert wird, ist im Erwachsenenalter mehrfach beschrieben worden. Im Kindesalter lagen bisher kaum Daten vor. Als Mechanismus werden cerebrale Vasospasmen diskutiert. Aufgrund der frappierenden Ähnlichkeit der Verläufe halten die Autoren eine Koinzidenz von Marijuana und Stroke für unwahrscheinlich.
free fulltext hier


Strikte Bettruhe nach Lumbalpunktionen bringt keinerlei Vorteil gegenüber sofortiger normaler Aktivität. Dies ist das Ergebnis einer randomisierten Heidelberger Studie an 111 pädiatrischen Patienten zwischen 2-17 Jahren (NEUROLOGY 2004;62:1003-1005). Schlimmer noch, die Kinder der Bettruhe-Gruppe hatten signifikant mehr Kopf- und Rückenschmerzen. Die Schlussfolgerung: "Prophylactic bed rest following lumbar puncture in children and adolescents is of no benefit and may actually be disadvantageous."


Kinder fühlen sich schlecht informiert von Ärzten.
Nach einem Report der "Commission for Health Improvement" in UK sind Kinder und Jugendliche "unhappy" darüber, dass sie zu wenig involviert werden in Entscheidungen über Therapien. "The doctor only explained it to my dad" war ein häufiger Vorwurf, ebenso die fehlende Zeit, Dinge kindgerecht in Ruhe zu erklären. Auch die wenig kindgerechte Krankenheusumgebung wurde beklagt.
Der komplette Report kann hier heruntergeladen werden.

 

Das Journal of Pediatrics berichtet in der März-Ausgabe über eine Studie, die untersucht, ob bei Desmopressin-Non-Respondern die Fortführung von Desmopressin-Therapie in Kombination mit einem neu eingeführten Alarm-System einen synergistisch positiven Effekt hat. Im Ergebnis zeigt sich in der placebo-kontrollierten Untersuchung keinerlei Überlegenheit der Therapie-Gruppe. Insofern muss die verbreitete Praxis der Kombinations-Behandlung in Frage gestellt werden.

 


Trotz zunehmend entspannter Lage auf dem Arbeitsmarkt für Ärzte arbeiten aktuell 2350 deutsche Ärztinnen und Ärzte in UK, Tendenz steigend. Dies berichtet in der heutigen Ausgabe das Britisch Medical Journal in Anlehnung an einen Bericht aus Clinical Medicine (2004;4:57-9)."systematic postgraduate training, better working conditions and pay, and opportunities for professional development" werden als die wichtigsten Gründe für die Entscheidung für eine Weiterbildung im Ausland angegeben. Auch die Möglichkeit über das in UK übliche Rotationsverfahren die Gelegenheit sehr unterschiedliche Spezialitäten und Kliniken, und damit auch Arbeitsstile, kennenzulernen wird sehr positiv bewertet.
Man darf gespannt sein, wann sich die Erkenntnis bei deutschen Chefärzten durchsetzt, dass es einiges zu tuen gibt in deutschen Kliniken. Angesichts zunehmend knapper Kassen wird sich wohl wenig an der Bezahlung ändern lassen. Sehr wohl aber an der Qualität von "teaching", Weiterbildung, Förderung, Kollegialität. Auch die Entlastung der Ärzte durch Verlagerung von Routine-Tätigkeiten wie Blutentnahmen, Tröpfe legen, etc. in den pflegerischen Bereich, wie die Beispiele UK oder Schweiz zeigen, sind möglich. weiter

 


Geringer Stellenwert von Montelukast (Singulair) bei Asthma bronchiale
Zu dieser Einschätzung kommt das Arznei-telegramm (2/2004) in seiner aktuellen Ausgabe. Insbesondere fehlen ausreichende Daten, die belegen, dass unter Montelukast inhalative Corticosteroide eingespart werden können. Einen gleichwertigen Ersatz bietet es sicher nicht, dass zeigen Vergleichsstudien eindeutig. Insgesamt muss die Wirksamkeit als nur geringfügig besser als Plazebos eingeschätz werden.
Möglicherweise von Nutzen ist Montelukast bei belastungsinduziertem Asthma bronchiale.
Als häufigste Nebenwirkung werden übrigens Kopfschmerzen angegeben. Weiter unklar ist, ob es einen ursächlichen Zusammenhang zum Churg-Strauss-Syndrom gibt.

 

Die Firma GlaxoSmithKline gerät aktuell wegen unseriöser Publikations-Politik in die Kritik. Die britische Firma, u.a. Hersteller des antiepileptischen Shooting-Stars "Lamictal", hat seine Mitarbeiter angehalten, die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahre1998 zurückzuhalten und nicht zu Publikation freizugeben. Die Studie fand heraus, dass das Antidepressivum "paroxetine", ein Serotonin-uptake-Hemmer, keinen Benefit bei Adoleszenten bringt. Dies berichtet das BMJ diese Woche in Berufung auf ein Papier der Firma, dass jetzt im Detail vomn der Canadian Medical Ass. wurde. Lesen Sie weitere Infos zu dieser wohl nicht unüblichen, aber unethischen Taktik der Pharmafirmen.weiter

 

Das BMJ veröffentlicht in seiner aktuellen Ausgabe eine britische "population based prospective birth cohort study" von 5470 Kindern im Alter von sieben Jahren, die in einem Screening-Programm (IgA antiendomysial antibodies) auf Zöliakie untersucht wurden. Exakt 54 Kinder (1% der Kinder) wurden positiv getestet, wobei Mädchen häufiger vertreten waren. Ein einziges Kind wurde bis dahin einem Arzt wegen Durchfällen vorgestellt. Auffällig war, dass IgA-EMA positive Kinder signifikant kleiner ( 0.76 standard deviation scores) und leichter (0.54 standard deviation scores) als AK-negative "matched" Kinder. Die entsprach einem Wachstumsrückstand von durchschnittlich 9 Monaten.
Es bleibt offen, was die entscheidenden Triggerfaktoren für die Entstehung für Zöliakie sind. Zudem ist weiterhin unklar wie symptomlose Kinder auf lange Sicht von einer Gluten-freien Diät profitieren würden. 
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New England Journal of Medicine Volume 350:443-450
"Human metapneumovirus infection is a leading cause of respiratory tract infection in the first years of life."
Zu diesem Ergebnis kommt eine amerikanische Arbeitsgruppe, die über eine 25 jährige Periode nasale Lavage-Proben von Kindern mit akuten respiratorischen Erkrankungen auf diesen Virus untersuchten. Insgesamt 2009 Säuglinge und Kleinkinder wurden untersucht. Bei Kindern mit tiefen Atemwegsinfekten, bei denen keine andere Ursache für die Infektion gefunden werden konnten (damit zunächst als virus-negativ bezeichnet) konnten in 20% der Fälle Humane Metapneumoviren gefunden werden. Das mittlere Alter und auch die Infektionszeit stimmte recht gut mit den typischen Charakteristika von RSV-Infektionen überein und führte ebenso wie diese in einem hohen Prozentsatz zu einer Bronchiolitis (59%).
Es scheint, dass wir uns an diesen Erreger gewöhnen müssen.weiter

 

IDie Kinderumwelt GmbH und das Informationszentrum Mobilfunk e.V. haben zwei Broschüren, einmal für Mediziner, einmal für Laien, zum Thema "Mobilfunk und Gesundheit" veröffentlicht. Der aktuelle Wissensstand soll hier zusammengefasst werden und ein Beitrag zu mehr Transparenz geleistet werden.Autoren sind Prof. Dr. med. Karl Ernst von Mühlendahl und Dr. rer. nat. Matthias Otto von der Kinderumwelt ( gemeinnützige Einrichtung der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin."
Mehr Infos und wie man die Broschüren erhält hier. weiter

 

In der aktuellen Ausgabe des Lancet werden diese Woche die Ergebnisse der EACS (European Concerted Action on SIDS) vorgestellt. Im Rahmen der Studie wurden 745 Fälle von SIDS aus 20 europäischen Ländern untersucht (September 1992 bis April 1996). Die deutsche Studienregion war NRW (76 SIDS-Fälle entspricht 1·3 per 1000; höchste Inzidenz der Studienregionen! niedrigste in Ungarn) Neben den bekannten Risiken wie Bauchlage und ungeeignetem Bettzeug, mit dem Risiko mit dem Kopf unter selbiges zu geraten sowie mütterliches Rauchen, zeigte sich, dass das Risiko für Kinder, deren Mütter auch während der Schwangerschaft rauchten und mit den Kindern in einem Bett schliefen, am höchsten war. Das gemeinsame Schlafen war allerdings nur in den ersten 8 Lebenswochen mit einem erhöhten Risiko verbunden. Zusätzlicher Alkoholkonsum in den letzten 24 Stunden war ebenfalls ein wichtiger Risikofaktor.
Präventiv war das gemeinsame Schlafen im Zimmer der Eltern, aber nicht im elterlichen Bett. Siehe auch das

 

Cerebral function monitor (CFM) wird inzwischen breit zur Anfallserkennung in der Neonatologie eingesetzt. Die Verlässlichkeit wurde bisher allerdings noch wenig verglichen mit simultan abgeleiteten EEGs. Im aktuellen Archives of Diseases in Childhood wird nun eine Arbeit veröffentlich, die beide Verfahren vergleicht und insbesondere für fokale Anfälle erschreckend schlechte Ergebnisse des CFM deutlich macht. Die Sensitivität liegt nicht über 55%, bei fokalen Anfällen weit darunter. Dies dürfte die derzeitige Euphorie möglicherweise etwas dämpfen. Die Autoren schlussfolgern, dass CFM allenfalls zur Verlaufsbeurteilung geeignet sei.  weiter

 

Journal of Pediatric Neurology. In der neuesten Ausgabe des derzeit noch frei online erhältlichen Journals berichtet eine argentinische Arbeitsgruppe über eine Serie von 7 Patienten mit Down-Syndrom und BNS-Epilepsie, von denen 5 unter Vitamin B6 vollständig anfallsfrei wurden und eine komplette Normalisierung des EEGs erfuhren. Dies nach vorherigem erfolglosem Versuch mit Vigabatrin und auch ACTH. Die Schlussfolgerung: "We consider an oral dose of 200-400 mg/day (25-50 mg/kg/day) of pyridoxine either in monotherapy or combined with classic antiepleptic drugs to be the first choice of therapy in patients with IS and DS. "
Möglicherweise eröffnet sich hier eine neue, nebenwirkungsarme und effiziente Therapie-Option der BNS-Epilepsie. W. D. Shields aus Los Angeles betont in einem Editorial zum Thema das z.B. in Japan Vit.B6 inzwischen das Medikament der ersten Wahl geworden ist!   weiter

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